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Brief (Transkript)

Therese H. aus West-Berlin an Annegret S. nach Ost-Berlin am 30.01.1974

 

Wild-West-Berlin
am 30.1.74

Meine liebe Anne!

Da dachte ich, ich könnte mir einen Brief sparen, aber Günther meint, man müsse mitteilen, wie wir wieder zu Hause gelandet sind. Er hat gut reden, er schreibt ja nicht! – Also mein Dienst an der lieben Familie war noch recht anstrengend. Sylvia und Tobias wollten mich an der Haltestelle abholen, hatten aber 2 Minuten zu früh kapituliert. Na ja, es war ja noch ganz nett. Bei Dir fand ich es auch prima, obwohl wir ja wieder mal keine Zeit für uns und zum Quatschen hatten. Bin bloß gespannt, ob wir das noch mal schaffen. – Unser „Rückzug“ gestaltete sich ganz ähnlich wie die Ankunft. Tobias brachte Stimmung in den Laden. In der U-Bahn suchte Tobias dann seine gute Laune. Sylvia hatte ihm das Buch vorgelesen, es muß sehr großen Eindruck auf ihn gemacht haben. Ich finde es übrigens auch ganz süß. Also nochmals sehr herzlichen Dank. Der Filtertütenbehälter hat schon einen Ehrenplatz in der Küche erhalten. Besonders Günther freut sich, daß er morgens beim Kaffee machen nicht mehr in den Karton fassen muß, sondern die Tüte so schön griffbereit hat. Unser Besuch ist gestern – 29.1. – früh 8.04 wieder abgereist. Tobias war zwar traurig, hat aber dann mit großer Freude sein Zimmer zurückerobert. Na, jetzt ist erstmal Ruhe, der nächste Logierbesuch ist Tante Lotte, sie kommt aber erst Ende März – Anfang April. –
Übrigens einen Tip an Deinen Schwager: wenn er die* oberen Stege am äußersten oberen Ende anbrächte, könnten die Filtertüten verkehrtrum reingesteckt werden, da bestünde die Gefahr des Einstaubens weniger – und mit Deckel – wenn alles etwas größer gemacht würde – gar nicht. Nur so ’ne Überlegung meinerseits, ich finde es allerdings auch so schön genug. Ach, was ich noch berichten muß: die etwas „verkrepelten“ Pfannkuchen von Bärbel haben wir noch am gleichen Abend mit großen Appetit verspeist. Ja, Du liest richtig – wir! Das kann sich Bärbel als große Ehre anrechnen, daß ich auch einen gegessen habe. So, was gibt’s sonst noch zu erzählen? – Auf dem Bahnsteig im Intershop habe ich noch 2 Stangen Zigaretten gekauft, zum Preis von je 16,-. Bei uns 23,-! Das ist schon was! Solange bis zum nächsten Wiedersehen – wie diesmal – wird es sicher nicht dauern! Jetzt muß ich unseren Sohn ins Bett verfrachten. Grüße die gesamte Familie herzlich von uns. Und Du bleib hübsch gesund und lasse es Dir gutgehen.

Innigst Deine Therese nebst Zubehör

Günther läßt Eurer Mutter ausrichten, daß Wermut wirklich sehr gut schmeckt, er trinkt jetzt ab + zu auch mal eine Flasche (nicht auf einmal natürlich)

*der untere Steg könnte auch etwas tiefer, damit das Dekor nicht völlig durch die Tüten verdeckt wird.

 

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