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Brief (Transkript)

Carl M. aus Oberweißbach an Familie M. nach Aachen am 17.02.1982

 

Oberweissbach, 17.2.82.

Ihr lieben 4 M.s!

Heute kann ich mit vielem, herzlichen Dank Euren lieben ,ausführlichen Brief mit Schein vom 30.I.bestätigen.
Freue mich als einsamer Mensch immer von Euch zu hören.
Besonders dieses Mal. wo mein grosser Briefmarken Georg selbst zur Feder gegriffen hat!
Ich las von Euren grossen Geburtstagsfeiern u,guten Schulzeugnissen. Eben sollt Ihr wieder schöne, neue Freimarken bekommen. Habe eigentlich den ganzen Tag über reichlich meine Arbeit. Die Viecher wollen noch betan werden, Kaffee kochen, Wäsche waschen, pünktlich zu Mittagessen gehen p.p. u.was dergleichen Scherze mehr sind. Eben sind wieder neue Gäste angereist, da sind täglich in 4 Ofen Feuer zu machen, Holz u.Kohlen aus dem Keller hochholen usw. Draussen vor dem Hause müssen die letzten Schnee, bezw. Eisreste mit der scharfen Hacke beseitigt werden. Im Hofe allerdings liegen noch Berge von dem weissen Zeugs. Die Gäste müssen im Auto weiter nach Scheibe u.Siegmundsdorf über die Kreisstadt Neuhaus fahren, um mit ihren Kindern dort noch am Rennsteig Wintersportfreuden genießen zu können. Und da ich jetzt meinen alten Wartburg endlich aus dem Hofe herausbringe, war ich am letzten Sonntag Gast bei meinem Brüderlein in Rudolstadt. Die Strassen sind frei, doch gibt’s zur Zeit viel Nebel. Zum Wochenende dürfte mich meine Maria aus Wernigerode wieder für 3-4 Tage besuchen, um im Hause in Allem nach dem Rechten zu sehen. Denn nächste Woche bekomme ich im Internat nichts zu Essen, da in den Ferien renoviert wird. Vom Selbstkochen bin ich kein Freund, höchstens mal eine karge Suppe aus der Tüte. Hoffentlich gibt’s nicht noch einmal Schnee. Ich muss doch am Stock kolossal draussen bei Glätte aufpassen, dass der Stock nicht ausrutscht u,ich zu Fall käme! In der Gemeinde wird mit Hochdruck für Fröbels Geburtstag gearbeitet, da am 21.April hoher Besuch (Minister Honnecker u. Frau u.ein Sonderzug aus Japan) erwartet wird. Für Euren Georg werde bemüht sein ,an diesem Tage einen Sonderbriefmarkenstempel zu erwischen.
Bruder Heinz war vorübergehend in Berlin, um seiner Brigitte beim Umzug mit zu helfen. Brigitte hat lange, lange Zeit auf Wohnung gewartet. Jetzt endlich hat sie in Marzahn, das ist ein sehr grosses neues Stadtviertel, eine Wohnung in einer 11.Etage gefunden. Sie hat selbst tapeziert u.eingerichtet. Aber oh Schreck, nach 8 Tagen hat es in die Wohnung geregnet u.sind die Tapeten wieder abgeschwommen. Sie ist wieder ausgezogen. Ja bei uns müssen alle Bauvorhaben schnell gehen, die Ausführenden rechnen mit Prämien p.p. Draussen klingelt die Korridortür, ich will eben für heute schliessen, der Kaminfeger ist‘s.
Grüsse Euch darum recht, recht herzlich,
Euer alter Opa
Carl.


 

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