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Brief (Transkript)

Familie M. aus Aachen an Familie K. nach Dresden am 31.10.1980

 

31.10.1980

Liebe Tante Hanni!
Zu Deinem ganz besonderen Ehrentag gratulieren wir 4 M.s Dir ganz herzlich! Bleibe weiter so munter, wie wir Dich bei Deinem Besuch hier erleben durften! Wir haben am 9. Nov. ein Gastkonzert der Tschechischen Philharmonie. Beim anschließenden Essen werden wir ein Glas auf Deine Gesundheit trinken. Gestern ist ein kleines Paket an Dich abgegangen. Hoffentlich kommt es noch rechtzeitig an. Ich war so spät, weil ich Dir etwas handgearbeitet habe. – Nun aber vielen Dank für den lieben, langen Brief mit dem interessanten Reisebericht. Er kam ein paar Tage, nachdem ich die Karte an Euch abgeschickt hatte. Da hast Du ja noch allerhand erleben dürfen. Nur schade, daß Du diese dumme Erkältung hattest. Ich habe auch gerade eine hartnäckige Erkältung so einigermaßen überstanden. Als Hausfrau kann man ja nie so richtig „krank feiern“. Von Gisela bekamen wir auch eine Karte aus New York. Sie hatte uns in Köln noch nichts von ihrem „Geheimnis“ gesagt. Ich wußte aber gleich Bescheid, als die Andeutung einer Neuigkeit gemacht wurde. Vielleicht erinnerst Du Dich, als ich nach dem Besuch der Kölner hier gesagt habe, daß Gisela so aussähe, als ob sie schwanger wäre!? Hoffentlich geht alles gut bei ihr! Das wird ja für Uta nicht einfach werden, wenn sie nicht mehr „Nummer Eins“ im Hause sein wird.
Den Fernsehfilm über Fritz Wunderlich haben wir leider nicht gesehen, aber die schöne Schallplatte, die Du uns mitgebracht hast, haben wir schon etliche Male gehört. Sie gefällt uns allen gut, aber mir ganz besonders.
Rodena war in der Woche Herbst-Schulferien mit dem Turnverein 5 Tage in Prüm (Eifel) in einer Jugendherberge. Es hat ihr gut gefallen, aber leider mußten wir sie einen Tag früher abholen, weil sie Fieber bekam. Es war eine Angina, die sie ganz schnell überstanden hat. Sie brauchte nicht mal einen Tag Schule zu versäumen. Georg hat ein paar ganz schlechte Arbeiten in Deutsch und Englisch geschrieben. Wir können nur hoffen, daß er sich wieder bessert. Karl-Heinz sieht zu, daß er jeden Tag etwas mit ihm übt. Ganz stolz war unser Sohn, als die Ärztin, (die gleichzeitig Bürgermeisterin von Aachen ist) bei der er autogenes Training macht, ihn zu dem „Alkohol-Test“ aussuchte. Den Bericht darüber, aus der Zeitung, hat Karl-Heinz fotokopiert. Sicher interessiert es Euch auch. Das Ergebnis war ja auch wirklich erfreulich.
Deine beiden Männer haben also Deine Abwesenheit ohne Schaden überstanden, liebe Tante Hanni. Gut so!
Von der Politik wollen wir lieber schweigen, nicht wahr? Es ist schon eine ganz große Unverschämtheit, was man so mit Euch und uns macht, nicht wahr? Wenn Du nächstes Jahr wieder kommst, hast Du bei uns etwas Schönes zu besichtigen, liebe Tante Hanni. Wir haben in die (durchsichtige) Glaswand zwischen Diele und Eßecke neulich ein buntes Bleiglasbild einsetzen lassen. Es ist die 98 Jahre alte Darstellung Kaiser Karls des Großen in Lebensgröße. Karl-Heinz hat das Fenster vor 10 Jahren einmal in einem Vereinshaus, das von seiner Firma abgebrochen wurde, ausgebaut. Es war so quasi in letzter Minute, ehe der Bagger es zerstört hätte. Der Künstler, der es uns restauriert und eingesetzt hat, stellte fest, daß es sehr gut gemalt sei und einen hohen Wert hätte. Nun sind wir ganz glücklich und freuen uns täglich an den schönen Farben der Glasmalerei. Eine spezielle Lampe, die das Bild noch besser beleuchtet, ist bestellt. – Morgen werden wir mit meiner Mutter die übliche Allerheiligen-Gräber-Besuchsrunde machen. Dann geht es mit Riesenschritten auf Weihnachten zu. Bitte schreibt uns, wenn Ihr spezielle Wünsche habt. Du weißt, liebe Tante Hanni, ich gebe mir gerne Mühe, das Richtige zu finden. Jetzt ist es schon November und unser Garten ist immer noch nicht winterfest. Wir hatten bis jetzt immer noch sehr schönes Wetter, unterbrochen von einzelnen Regentagen. Letzte Nacht hat es aber gefroren. Nun muß ich sehen, daß Broccoli, Rote Beete, Rotkohl und Rettiche geerntet werden. Im Haus reißt die Arbeit auch nicht ab. Ich freue mich schon auf die Weihnachtsbäckerei. Verlockende Rezepte stehen in den verschiedenen Zeitschriften, die ich habe.

Jetzt wünschen wir Dir eine schöne Geburtstagsfeier am Sonntag den 9., einen nicht allzu tristen November und viele schöne Konzerte.

Euch allen recht liebe Grüße,
Eure Elisabeth, Karl-Heinz, Georg und Rodena


 

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