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Brief (Transkript)

Werner M. aus West-Berlin an Ida F. nach Badekow am 13.02.1948

 

Brief 11 Haselhorst, den 13.2.48

Meine allerliebste süsse gute Ida!

Es ist Sonntag früh ½ 9 Uhr, ebend bin ich aufgestanden, ganz in Gedanken an dich, wie es sonst auch jeden Tag ist, und das erste was ich heute tun will, ist an dich mein Liebling zu schreiben, um deine lieben Zeilen zu beantworten, die ich in der letzten Woche erhalten habe! Ich habe am letzten Mittwoch deinen lieben Brief B.5 vom 30.1. mit großer Sehnsucht und Freude erhalten. Und gestern bekam ich schon deinen süssen Brief B.6 vom 6.2., worüber ich mich riesig gefreut habe, und wofür ich mich immer herzlich bedanke! Du mein Süsses, kannst es dir vorstellen, wie mich immer deine lieben Zeilen beglücken, ich freue mich immer so sehr darüber! Aber nochmehr würde ich mich freuen und glücklich sein, wenn du bei mir wärst. Ich hoffe ja in jeden deiner lieben Zeilen zu erlesen, wann ich dich wiedersehen werde, oder besser gesagt, wann du hier in Berlin eintreffen wirst. Ich erwarte dich ja so Sehnsüchtig, ich habe ja so verschiedenes zu besprechen. Und vor allem, wenn der Winter wieder vorbei ist, dann ist es doch wieder für dich mein Liebling schlechter mit dem kommen, ich würde dich ja so gern und so schnell wie möglich hier nach Berlin haben, aber das geht ja nicht von heute auf morgen, aber ich hoffe das auch dieses so bald wie möglich erledigt wird. Es dauert ebend alles seine Zeit, man muss ebend Geduld haben, in allem. Heute Vormittag gehe ich noch zu Frl. W., wo ich noch etwas zu arbeiten habe, das ist mein heiliger Sonntag. Ich würde ja lieber bei dir mein Liebling sein, aber leider soll es ja noch nicht sein, hoffendlich wird uns dieser Wunsch auch bald erfüllt! Und voraussichtlich werde ich nächsten Sonntag, nach Wustermark fahren. Ich hatte ja gehofft, das du mein Süsses im Laufe dieses Monats bei mir sein wirst, aber lassen wir uns lieber davon überraschen, vielleicht kommt es doch schneller als man denkt, denn man soll sich ja auf nichts versteifen, nicht mein Süsses. Ich hoffe, das du ja bald die Möglichkeit hast, zu kommen, oder soll ich hinkommen? Du weist doch Liebling, wenn ich mir was vornehme, dann versuche ich es auch durchzuführen, dann setze ich mich auf die Bahn und komme ich zu dir, um dich persönlich zu sprechen. Also mein Liebling, du darfs selbst entscheiden, willst du kommen, dann schreibe mir doch bitte, wann es ist, oder ich komme zu dir! Ich habe dir auch desswegen Geld geschickt, im Falle du kein Fahrgeld hast. In den letzteren Briefen die ich dir mein Liebling geschrieben hatte, habe ich dir ja genügend geschrieben, wofür das Geld sein soll. Wenn du nochmehr Geld für andere Zwecke benötigst, dann schicke ich dir noch mehr! Ich freue mich, das du so tüchtig hinterher bist, um Stoffe zu kaufen für uns beiden, mein Liebling. Ich will dir, soweit wie möglich auch Finanziell darin unterstützen, mein Liebling du!
Liebling, du schreibst mir betreffs eines Ausweises, ich hoffe das du bald dein Ausweis besitzen wirst, soweit es hier in Berlin bekannt ist, sollen ja alle Ostzonenbewohner bis zum 15.2. ihre neuen Ausweise in Besitz haben. Ob es nun auch bei Euch dort der Fall ist, weiß ich nicht, denn das liegt ja an der Verwaltung dort, ob sie es so genau durchführen. Ich bin ja erstaunt, das der Barni tot ist, werweiß was er gefressen hat, denn der hat ja alles gefressen, ob es gut war oder nicht, es ist schade um das Tier, es war schon so ein großer Hund. Nun werden sich ja W.s einen neuen Hund anschaffen müssen, oder nicht? Süsses, du fragst betreffs meiner Kragenweite, den Wollfaden den du mir anbei gelegt hattest werde ich hier behalten, da ich ihn für Stopfzwecke gebrauchen kann. Du möchtest nun gern meine Kragenweite wissen, ja mein Liebling, wenn du nun nach Berlin kommen würdest, dann hättest du sie ganz genau, aber soll ich sie dir schreiben? Meine Kragenweite ist 38, genügt dir das mein Liebling? Schönen Dank für den Wollfaden, er wird seinem richtigen Verwendungszweck zugeführt. Für all die Mühe, die du dir mein Süsses machst, kann ich dir ja nicht genug danken, du machst dir ja soviel Mühe und Lauferei um mich. Und wenn du was Gutes kaufen kannst auch für dich mein Liebling und du brauchst nötig Geld dann bitte schreibe es mir wieviel du brauchst, aber gleich, du kannst es auch im Telegramm mir zukommen lassen, dann besorge ich gleich welches und schicke es dir gleich zu! Also Liebling, wenn du was auf dem Herzen hast, bitte es mir gleich mitteilen! Was ich machen kann, das tue ich! Kleide dich so gut es geht, dir selbst ein und kaufe und nehme jede Gelegenheit war. Ich freute mich, das du so tüchtig bist. Und sag mal Liebling, wie bezahlst du denn diese Sachen, ich meine den Stoff, den du bisher besorgt hast, ich glaube ich muss noch Geld abschicken. Und wie ich aus deinen lieben Zeilen ersehe, hast du mein Süsses das zweite Paket abgeschickt, wenn ich wieder zu Familie W. fahre, dann habe ich wieder was zum abholen. Ach, mein Liebling, wie besorgt du bist um mich, man kann es in Worten garnicht sagen. Aber komm erstmal nach Berlin, dann über alles noch mündlich mehr, hoffendlich bald! Deine weißen Söckchen habe ich schon angehabt und ich habe sie schon einmal gewaschen, sie halten schön warm. Für die Grüsse von Familie W. und P., schönen Dank, auch ich lasse schön grüssen. Und sie sollen dir so schnell wie möglich mal einige Tage Urlaub nach Berlin geben! Ich hoffe, dich mein Liebling, noch in diesem Monat persönlich zu sprechen! Bis dahin bleib schön Gesund und mit den herzlichen Grüßen und heissen Küssen auf ein baldiges Wiedersehen verbleibt dir stets immer an dich denkend und sich nach dir sehnender Ehrliche treue Werner! Ich hab dich wirklich so lieb!

 

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