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Brief (Transkript)

Volker W. aus Weimar an Walter V. nach Köln am 15.11.1980

 

Dr. phil. VOLKER W. DDR 53 Weimar, 15. Nov. 1980
[Straße und Hausnummer]
[Telefonnummer]


Lieber Walter,

ich mußte erst nachsehen, ob ich Deinen Brief vom 23. Oktober schon beantwortet habe, denn er lag nicht mehr unter der noch unbeantworteten Post. Das habe ich noch nicht getan, deshalb erst einmal besten Dank dafür. Dank auch für den nachfolgenden vom 2. November. Bleiben wir gleich beim Inhalt des zweiten. Der 2. Dezember würde mir sehr gut passen, denn ich muß vom 3. bis 5. Dezember an einer Kulturbundtagung in Stralsund teilnehmen. Ich fahre also am 2. Dezember nach Berlin, übernachte dort und reise von dort aus am 3. Dezember gen Norden. Alles macht sich bestens, wenn es dabei bleibt. 14.30 Uhr Hotel Unter den Linden, alles akzeptiert, telefonische Verständigung bis zum Vortag mit mir in Weimar. In Berlin höchstens bei der Rezeption des Hotels, wo ich nachfragen könnte, falls Du um mehrere Stunden überfällig bist. Meine Schwägerin hat ihr Telefon leider nicht mehr.
Franz Dahlems Buch mit den ausgewählten Reden und Aufsätzen aus der Zeit von 1919 bis 1979 werde ich bis dahin besorgen und mitbringen. Es gibt jetzt auch eine Ausgabe der Schriften von Hannes Meyer in der Fundus-Reihe des Verlages der Kunst Dresden, ist für Dich reserviert.
Und nun zum inhaltsreichen Brief vom 23. Oktober. Ich habe sehr interessiert Deinen Erfahrungs- und Rechenschaftsbericht zur Dexel-Festschrift gelesen, vielen Dank dafür und auch für die Kopien von den Rezensionen. Wir können uns ja noch einmal darüber unterhalten. Der vom Verlag mit einem Baargeld-Buch bedachte Dr. Hans-Jürgen S. wohnt bei mir um zwei Ecken. Ich kannte nichts von seiner bisherigen Existenz, ging heute zu ihm hin. Er ist vielleicht Anfang 40, promovierter Germanist (über Georg Kaiser), arbeitet als Lehrer. Sein Interesse gilt mehr der Literatur, Expressionismus und verwandte Bereiche. Allerdings – und das unterscheidet ihn von uns – ist er kein Forschertyp, interessiert ja, aber mehr Sammlermanie, ja sogar unangenehme geschäftliche Gebaren. Beteuert sein Interesse bei den Verlegern und bittet um ein bestimmtes Buch für seine wichtige Forschungsarbeit, „es kann ja auch eingerissen sein und bestoßene Ecken haben“, läßt sich Rezensionsexemplare schicken, geht auf die Leipziger Messe zu ausländischen Verlagen, „die ja einen Repräsentationsfonds haben“, so kommt also manches zusammen, und dann wird an Private verkauft, wie ich von einem Bekannten zufällig erfuhr, der von ihm eine Chagall-Ausgabe für teures Geld kaufte. Demzufolge kann er zu Baargeld gar nichts beisteuern. Ich wollte nicht so direkt werden und ihn fragen, ob er das Baargeld-Buch überhaupt noch besitzt. Vergessen wir das. Ich kenne noch so einen unangenehmen Zeitgenossen hier in Weimar, der immer auf der Jagd nach Remittendenexemplaren ist und in die ganze Welt schreibt.
Nun aber etwas anderes, was mit echtem Forschungsinteresse zu tun hat. Ich fand einen bibliographischen Hinweis auf eine neue Monographie zu Oskar Schlemmer: Karin von Maur, Oskar Schlemmer. München 1979. Die Verfasserin ist die Hüterin des Schlemmer-Nachlasses in Stuttgart, ich korrespondierte vor längerer Zeit mit ihr. Wenn Du das Buch einmal in die Hand bekommst, schau bitte einmal nach, ob darin Neues zu Schlemmers Beziehungen zu Jena steht. Stichworte: Ausmalung des Theaterumbaus 1922, Beziehungen zu Dexel, Ausstellung im Kunstverein Dez. 1924/Jan. 1925**, Diskussion mit Eberhard Grisebach anlässlich eines offenen Abends in dessen Haus in Jena Febr. 1923.*
Eine zweite Bitte: Kannst Du ermitteln, ob bereits der Band V, Teil 1 der „Geschichte Thüringens“, hg. von Hans Patze und Walter Schlesinger im Böhlau-Verlag Köln/Wien erschienen ist. Er enthält die politische Geschichte Thüringens vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in das erste Drittel des 19. Jahrhunderts. Angekündigt ist er für 1980.
Für heute genug, herzliche Grüße
Dein
Volker


*) Monographie S. 130/356 Hinweis auf Dr. W.
**) Ausstellg. Register 370/ […?] S. 379

 

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