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Brief (Transkript)

Christa G. aus Dresden an Gerda Z. nach Karlsruhe am 18.11.1980

 

d. 18.11.80


Liebe Frau Z.!
War das eine freudige Überraschung, als Ihr liebes Paket hier eintraf mit so vielen schönen Dingen! Wir freuten uns alle drei sehr, sehr! So früh habe ich meine Weihnachtsgaben noch nicht parat, bei uns ist ja alles mit viel Lauferei und langem Warten verbunden. Aber ein paar nette Dresdner Spezialitäten habe ich schon „gesammelt“, sie gehen nächste Woche ab.
Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie? Sind Sie schon in Umzugsvorbereitungen? Ich habe mich inzwischen so ungefähr in ein „Perpetuum mobile“ verwandelt: Tagsüber bin ich im Dienst, abends helfe ich einer 86 jährigen Freundin unserer Familie bei ihrer Übersiedlung nach Karlsruhe. Was das bedeutet hier und bei so einem alten Haushalt und bei jemandem, der sich nicht vom kleinsten Stück trennen kann und alles noch verwendet wissen will, das kann sich niemand vorstellen, der es nicht selbst erlebt. Außerdem bin ich seit einiger Zeit mehr oder minder glückliche Besitzerin der über uns liegenden Mansarde, die aber von Grund auf vorgerichtet werden muß mit Fußboden, Badeinbau usw., usw. Am Wochenende ist meist irgend ein Handwerker da, alles: Tapeten, Farben, Ofenrohre und –Bleche, Waschbecken etc. muß zu Fuß herantransportiert werden; einesteils macht es Spaß, aber es ist eben alles mit erheblichen Anstrengungen verbunden. Ich streiche tüchtig Möbel an, nähe Gardinen etc. Ich kann nur hoffen, daß meine Kräfte mich nicht im geeigneten Moment im Stich lassen! Aber es gibt jetzt auch kraftspendende Erlebnisse: am Sonntag hören wir in der Kreuzkirche das Requiem von Brahms, dann folgen Weihnachtsliederabend und Weihnachtsoratorium. In der Philharmonie hörten wir das Mozart’sche Requiem. – Unsere Reiseerlebnisse vom vergangenen Sommer klingen noch immer in uns nach! Vielleicht begegnen wir uns im nächsten Jahr wieder? Ich will nur hoffen, daß es dann nicht wieder so heiß ist. Meiner Schwester Anne ist die Reise über Erwarten gut bekommen. Haben Sie dann eigentlich nochmal gemalt? – Bei uns war schon mal richtiger Winter, jetzt ist aber wieder „Vorfrühling“ mit Föhn. Sie werden mit Ihren Töchtern sicher auch Weihnachtsvorbereitungen treffen. Werden bei Ihnen auch die „Oberuferer Weihnachtsspiele aufgeführt? Da müssen Sie bestimmt hingehen. Meist spielen sie die Lehrer einer Waldorfschule oder der Spielerkreis der Christengemeinschaft. Als ich noch singen konnte, habe ich selbst erst die Eva, dann den Engel und zuletzt die Maria gespielt. Das waren ergreifende Erlebnisse!
Nun danken wir alle Ihnen nochmal von ganzem Herzen und grüßen Sie sehr!
Ihre Anne, Jutta und Christa G.

 

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