am, 19.3.78

Liebe Tante Lotte!
Zusammenfassend der letzten Tage möchte ich Dir folgendes mitteilen. Unbeständigte Post ist bei Dir eingegangen. Zwei Briefe die wir Dir aus Gera geschrieben haben. Geschrieben am 4.3.78. Ein Einschreiben von hier – geschrieben am 6. oder 7.3. Ein Brief aus Hoyerswerda vom 17.3.78. Aus Hoyerswerda hatte ich Dir all Deine Wünsche erfüllt, die Du gern hattest.
Am heutigen Tag habe ich den ganzen Nachmittag bei Günter auf Dich vergebens gewartet. Hoffentlich erreichen Dich unsere Zeilen vom 4.3. trotzdem noch. Sollte dies nicht eintreten, dann wird es für uns sehr, sehr schwer. Es gibt nicht eine einzige Nacht in der ich schlafen kann. Ich sorge mich sehr. Liebe Tante Lotte, sollte sich bei Deinem Freund irgendetwas positives ergeben, dann rufe bitte nicht an, bzw. laß auch brieflich nicht alles zu uns kommen. Mach auch bitte Deinen Freund bzw. Herrn … darauf aufmerksam, daß Du nicht alles von uns erhalten hast, sollte sich die folgenden Tage nichts einstellen. Laß bitte sofort etwas von Dir hören, wenn sich alles geklärt hat.
Liebe Tante Lotte, ganz besonders aus dieser Panne heraus bitte ich nochmals in Gottes Gnade, alles für uns zu tun. Es muß jetzt zu einer Lösung kommen. Sollte jetzt alles schief laufen, wird es nicht lange dauern und die Stasi steht bei uns. Es wäre furchtbar. Dabei verlangen wir nur, bekannterweise, unsere Ausreise, gleich unsere Freiheit. Mögen sich auch Schwierigkeiten ergeben, wir stehen nach wie vor zu unserem Entschluß. Liebe Tante Lotte, ich muß schließen die Post muß wieder weg. Auf baldige Nachricht hoffend, bzw. auf ein baldiges Wiedersehen.
Deine Lieben.