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Brief (Transkript)

Hilde E. aus Zschorlau an Helene und Heinrich W. nach Löhne am 18.09.1988

 

Zschorlau, den 18.9.1988

Ihr Lieben in Westfalen !

Ich möchte Euch Lieben heute einen ganz herzlichen und netten Gruß senden. Es ist nun schon eine ganze Zeit her, daß ich dies tun wollte. Es war noch vor unserem Heimatfest, welches wir hier in Zschorlau vom 16. bis 24. Juli feierten. Ich möchte mich auch noch ganz herzlich bedanken, liebe Helene, für Deinen letzten Brief, den Du uns im Sommer zukommen ließest. Wir freuen uns immer wieder sehr über Eure Zeilen. Das „Schul- und Heimatfest“ des Ortes stand ganz im Zeichen der Anfangsgeschichte bis zur Gegenwart. Wir feierten das 775-jährige Ortsjubiläum. Vor 25 Jahren wurde auch schon das 750. Jahr festlich begangen. Dieses Mal war der Festumzug noch historischer gegenüber den Feierlichkeiten vom Jahre 1963. Jedes Haus war mit Wimpelketten geschmückt und abends mit unzähligen Kerzen beleuchtet. Vor den Häusern und in den Gärten waren außerdem viele Figuren in Naturgröße aufgestellt, die Handwerker, Klöpplerinnen, Bäuerinnen, Motorradfahrer usw. darstellten. Viele Gäste waren gekommen aus den USA, der BRD und der SU. Bekanntlich waren ja Ende der 20er Jahre und anfangs der 30er Jahre viele Familien von hier nach den Vereinigten Staaten von Amerika ausgewandert sowie auch einige Familien nach dem 2. Weltkrieg. Hinzu kommen die vielen Umsiedler, die in den letzten Jahren nach Westdeutschland verzogen sind. Von all diesen Familien sind anlässlich des Heimatfestes viele Angehörige zu Besuch hier gewesen, so daß der Ort eine Woche lang von vielen fremden Menschen überfüllt war. Allein zum Festumzug am Sonntag, dem 17. Juli sollen aus den umliegenden Orten über 100 000 Menschen anwesend gewesen sein. Nun ist alles vorbei, und es wurde alles gut überstanden, zumal auch das Wetter im Monat Juli sehr günstig war. Der Festumzug währte ca. 1 ½ Stunden, wobei die Kirchengeschichte des Ortes ab 1300. Jahrhundert in Bildern und Trachten sehr umfangreich mit verdeutlicht wurde. Der Festumzug beinhaltete 60 Bilder. Die Darbietungen und Veranstaltungen waren sehr vielfältig und interessant. Die Kirchengeschichte und deren Entwicklung wurde zusätzlich in vielen Bildern, Aufnahmen und textlichen Erläuterungen im Pfarrsaal eine Woche lang aufgezeigt. Auch die Entwicklung der Ortsgeschichte und die allmähliche Entstehung der Schule aus ihren Anfängen heraus wurde in mehreren Räumen der Schule ausführlich aufgezeigt. Wie gesagt, es war ein schönes Erlebnis, was wir nicht gleich vergessen werden.
b.w!

Nun sind wir in der Natur schon weit vorgerückt, und es wird wieder Herbst und die ersten Blätter fallen von den Bäumen. Die Zeit läuft so schnell davon. Es war ein schöner und angenehmer Sommer. Ich war auch sehr viel im Garten. Wir konnten recht gut ernten, wobei ein besonders guter Ertrag in Johannis- Brombeer- und Stachelbeeren zu verzeichnen war.

Wie ergeht es Euch Lieben und was macht Ihr nun Gutes? Waret Ihr in den Urlaub gefahren? Wir hoffen und wünschen, daß es Euch Lieben gesundheitlich recht gut geht. Mir selbst geht es soweit ganz gut. Ich versorge meinen Haushalt und im Garten verrichte ich leichte Arbeiten. Die Einkaufstätigkeit haben nach wie vor meine Kinder übernommen, wobei sie viele Dinge auf dem Rückweg von der Arbeitsstelle erledigen. In den letzten Tagen war das Wetter bei uns recht kühl, doch hoffen wir zuversichtlich, daß wir noch einen recht schönen „Altweibersommer“ bekommen.

Wie ergeht es denn der lieben Gerda und Eurer lieben Martha? Und wie fühlen Sie sich gesundheitlich ? Ich hoffe, daß es ihnen gleichfalls recht gut geht. Bitte, grüßt sie von mir ganz herzlich !

Zurzeit läuft der Fernseher auf Hochtouren, denn die begonnenen olympischen Sommerspiele in Seoul/Südkorea interessieren sowohl Manfred als auch die Kinder. Die Bilder kommen recht gut über Satelit in bunt an, und es ist ja bekanntlich im internationalen Klima eine erfreuliche Erwärmung und Verbesserung eingetreten, so daß die Weltelite mit 161 Staaten dort vertreten ist. Überrascht sind wir alle von der vorzüglichen Ausstattung der Wettkampfstätten, wobei die Elektronik in vorzüglicher Weise triumphiert, was wir von unserer Sicht den Südkoreanern gar nicht zugemutet hätten. Dies sei aber nur am Rande vermerkt.–

Wir möchten nun für heute zum Schluß kommen und wir grüßen Euch ganz herzlich und

in L i e b e verbunden
Eure Hilde
und F a m i l i e

 

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