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Brief (Transkript)

Angela A. aus Ost-Berlin an Edith K. nach West-Berlin am 29.08.1983

 

Berlin den 29.08.83

Liebe Mutti!

Bevor ich Vati ins Krankenhaus schreibe, möchte ich Dir auch ein paar Zeilen schreiben. Immer wenn wir zusammen gesprochen haben, lasse ich mir noch mal alles durch den Kopf gehen. Es ist für Dich in den letzten Wochen sicher eine schwere Zeit, ich kann es mir nur vorstellen, nachempfinden kann man es erst, wenn man selbst in ähnlicher Situation ist. Dir bleibt auch nichts erspart, so ist nun auch noch Beate im Krankenhaus, wäre sie zu Hause, hättest Du sie doch, um sich mal auszusprechen, und Dich mit ihr zu unterhalten, so bist Du aber jetzt ganz alleine und musst mit allem fertig werden. Ich habe eben gerade eine nette Karte von Vati gefunden, sie muß 2 Jahre alt sein, denn er bedankt sich für das nette „Osterfest“ und vor 2 Jahren, seid Ihr zu Ostern mal hier gewesen. Ich kann es mir nicht vorstellen, daß ich ihn nicht wiedersehen soll und so gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß es noch mal besser mit ihm wird und Du darfst sie auch nicht aufgeben. Du mußt ja nun besonders stark sein, da Du ihm ja auch Mut und Hoffnung machen mußt. Es ist alles leicht geschrieben und ich glaube es sind inzwischen 7 Wochen, die er jetzt dort ist und da hast Du sicher auch schon Nerven gelassen, aber es ist doch sicher auch ein schönes Gefühl, wenn Du weißt, daß Vati Dich jetzt ganz besonders braucht und sich wahrscheinlich auch daran klammert. Wenn er doch wenigstens dort noch mal rauskommt und nach Hause, ich glaube, daß wird auch sein größter Wunsch sein. Ich würde ihn wirklich gerne mal sehen, aber es wird bestimmt nicht klappen. Hat Vati schon abgenommen? Oder ißt er auch noch schön? Vielleicht ist es auch ganz gut, daß er Beate in der Nähe weiß, wenn sie auch nicht zu ihm kann, aber er kann jederzeit vorbeischauen und hat einen vertrauten Menschen in der Nähe. Die Ärztin muß ja wirklich nett sein, liegt er inzwischen schon im 2-Bettzimmer? Vielleicht geht es Vati etwas besser, wenn es jetzt wieder kühler wird, denn gerade in den letzten Wochen war es ja oftmals sehr heiß. Es ist schön, daß Vati zu der Ärztin soviel Vertrauen hat, denn sie wird auch alles machen was in ihren Kräften steht. Mutti wenn Du dann zum Geburtstag zum Vati gehst bestelle liebe Grüße und vor allem daß es ihm bald besser geht, wir drücken alle Daumen, denn wir wollen uns doch noch mal sehen. Jedenfalls werden wir ganz fest an Vati denken. Ich schreibe aber noch eine Karte. Opa bringt sie ja mit.
Hat Beatrice nun Hepatitis? (extra im Duden nachgeschlagen!) Es wird ja dann auch noch eine Weile dauern – bis Bea dort wieder rauskommt und danach muß sie auch noch Diät essen, habe ich gehört. Für Bea bestimmt ganz schön schwer, aber dann wird sie gleich ein bisschen abnehmen.

Ich werde den Brief jetzt beenden und hoffe, daß es Vati bald wieder besser geht in dieser Hoffnung grüße ich Dich ganz lieb und daß Du weiter so tapfer bist, wie bisher.

Deine Tochter Angela

Du kannst mich ja jetzt vormittags immer anrufen, bis 15.00 h bin ich immer da, außer Freitag bis 16.30 h.

 

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