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Brief (Transkript)

Paula M. aus Hamburg an Margarete nach Ostdeutschland am 01.01.1948

 

Nr. 33 Hamburg. 1.1.48.

Meine liebe Margarete! Zuerst die allerbesten Wünsche für das neue Jahr! Wird es uns den Frieden bringen? Ich bin eigentlich gar nicht in Stimmung einen Brief zu schreiben. Wir sind bis ½ 2 Uhr aufgewesen und nun bin ich müde. Aber ich bin so in Sorge um Anneli. Sie hatte doch vom 27. zum 28 Nachtdienst und hat nicht angerufen. Wie mag das Weihnachtsfest in Behrenhoff verlaufen sein? Wenn sich doch alles zum Guten wenden wollte. Wenn Vati da wäre würden sie sicher anders sein. Meinst Du nicht auch? Ich habe Anneli sehr gewarnt, die Sache nicht zum Bruch kommen zu lassen. Unter keinen Umständen. Sie sollen ihr Teil auch davon haben. Warum denn immer die Frau allein. Nur nicht empfindlich jetzt. Sie müßte den Alten seelenruhig erklären. Bei Euch ist ein geordneter Hausstand und ich bringe es Euch. Fertig! Sie sind nämlich verpflichtet dafür zu sorgen. Und warum denn immer mit ein paar Mark. Die Sache kann ja auch mal umgekehrt gehn. Die paar Jahre vergehn doch auch bis Kurtl mit seinem Studium fertig ist. Jetzt nur Ruhe bewahren und wie ich schon einmal sagte, nicht empfindlich sein. Jetzt muß man mehr an die Zukunft denken und an die Pflichten. Nur den Leuten nichts bequem machen. Zum Geburtstag + Weihnachtsfest habe ich nach Behrenhoff geschrieben. Indirekt habe ich ihnen manches gesagt. Ob Mama Hähnchen darauf antworten wird? Sie hat jetzt auch nicht mehr so viel Zeit zum Briefe schreiben. Nach Annelis erzählen geht es mit der Wirtschaft da gut vorwärts, sie haben sich ja schon allerhand angeschafft und eine Wohnung wollen sie sich auch ausbauen. Na also! Hoffentlich ruft Anneli im nächsten Nachtdienst an. Emmy redet schon immerzu davon. Von Lene ist es ja sehr lieb, dass sie mich wieder einmal in Cosenow haben möchte. Aber daraus wird wohl so leicht nichts. Die Verhältnisse auf der Bahn sind doch noch trostlos. Und dann die Grenze! Und wenn die Großen sich nicht einig werden, dann werden die Grenzen bleiben und dann ist es aus. Wer weiß, wer dann mal einen Paß bekommt. Wir bestimmt nicht. Und betrübt es so sehr, daß Du nun Dein kleines Zimmer verloren hast. Nun möchte Erich wissen wie dick die Bretter sind und wie groß die Kiste werden soll, Länge, Breite, Höhe, dann will er versuchen Dir Nägel + Scharniere zu beschaffen. Ein Schloß hat Emmy. Hier sind die Wohnungskommissionen auch wieder am Werk! Wer weiß! Wie habt Ihr Weihnachten verlebt? Bei uns war’s warm und zu-Essen-hatten wir auch. Emmy hat sich sogar eine Magenverstimmung geholt. Bei ihrer Galle ist das leicht. Ob Bruno es wohl geschafft hat? Lydias Werner nicht. Aber sie hat ihn sieben Tage Anfang Dez. mitnehmen dürfen als sie ihn im Lager besuchen durfte. Da habe ich ihn auch kennen gelernt und er gefällt mir sehr gut. Ein hübsches Paar. Wenn er nur erst hier wäre. Wie gut, daß Alma + Lydia schon eigenen Wohnraum haben. Da hat er auch Platz, wenn es auch eng wird wenn sein Bett aufgestellt wird. Dafür hat Erich auch schon gesorgt.
Nun kommen alle vom Nachmittagsschläfchen, nun muß ich aufhören es soll Kaffee getrunken werden, und dann gehe ich richtig ins Bett. Herzliche Grüße auch für Lene + Karl und auch Hermann G. von Deiner Paula.

 

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