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Brief (Transkript)

Familie Z. aus Erfurt an Bärbel S. nach Gelsenkirchen am 22.10.1979

 

Erfurt, den 22.10.79

Liebe Bärbel!
Lieber Wolfgang!

Nun bin ich kein Waisenkind mehr! Die Eltern sind sehr angetan von ihrem Besuch bei Euch.
Sie loben das fröhliche Wesen und die Hausfrauenkünste ihrer Tochter; sie freuen sich auch über ihren netten Schwiegersohn.
Vielen Dank für Eure lieben Zeilen auf der Karte, die leider erst 1 Tag vor Rückkehr der Eltern eintraf. Ich habe mir die Zeit mit Arbeit (auch Hausarbeit!), Erkältung und einigen kulturellen Höhepunkten vertrieben. Igor Oistrach beehrte uns am 7.10., und am gleichen Tage wurde das neue Glockenspiel auf dem Anger eingeweiht. Es hat 60 Glocken, die von einem Organisten zum Klingen gebracht werden. Klassische Werke (Beethoven, Mozart, Bach) und Volkslieder wurden zur Einweihung gespielt. Jetzt sind immer sonntags und mittwochs Glockenspielkonzerte.
Heute um 10 Uhr hat mein Chef mich nach Hause geschickt, weil unsere Heizung immer noch nicht in Betrieb genommen werden kann. Überall sind neue Rohre und Heizkörper eingebaut worden, nun gibt es Schwierigkeiten mit dem Anschluß an die Fernheizung. Bisher habe ich im Kalten gesessen. Ein kleiner Heizkörper hat nicht viel Wärme verbreitet. Als wir unser letztes Konzert gesungen haben, hatte ich dann Halsschmerzen, die durch das Singen noch schlimmer wurden. Es ist aber ärgerlich, zu den vielen Proben zu gehen und dann die Aufführung zu verpassen!
Anschließend hatte ich starken Schnupfen, den ich nicht mit Kapseln bekämpfen konnte! –
Vielen Dank für die Strumpfhosen. Ich freue mich, daß Euch der Zwiebelzopf gefällt.
Die Bilder sind doch sehr schön geworden, auch das attraktive „20 Gesicht“! Unser Garten sieht ja aus wie eine Mittelmeerlandschaft; dunkelgrüne Blätter und Zitronen an den Bäumen! Sonntag vor 8 Tagen traf ich H.s an, als ich im Garten war. Sie haben bedauert, daß ich wieder zu Hause gelassen worden bin! – Nun laßt es Euch gut gehen und seid herzlich gegrüßt von
Eurer
Marianne

Liebe Bärbel, lieber Wolfgang!
Die Kur bei Euch ist mir gut bekommen, mein Magen ist wieder friedlich. Die Rückfahrt habe ich auch gut überstanden, weil ich erholt und ausgeruht war. Nur mit dem Knie muß ich noch Geduld haben. Aber der Alltag hat mich wieder, und es geht alles seinen Gang. Hannelore ist seit heute in Ahlbeck und kann sich 3 Wochen erholen. Ihre langen Kerle sind es ja gewohnt in der Hauswirtschaft zu helfen, da wird schon alles klappen. Die Wollsöckchen hat Michael gleich an Land gezogen. Ein Unterhemd habe ich Hannelore gegeben, das andere trägt Pappa. Mit meiner neuen Seifenschale bin ich sehr zufrieden. Nun danke ich Euch Beiden nochmals für alles Liebe und alle Mühe und verbleibe mit vielen herzlichen Grüssen.
Liebe Bärbel, ob wir uns in Berlin wohl noch sehen werden?
Eure Mutti

 

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