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Brief (Transkript)

Ute B. aus Ulm an Annegret S. nach Ost-Berlin am 14.03.1984

 

14.3.84

Liebe Anne!

Wie mag es Dir inzwischen gehen? Ich wünsche Dir so sehr das Beste!!
Weißt Du, ich habe mich sehr, sehr, sehr über Deinen langen Geburtstagsbrief gefreut. Erstens war er so lang und so lieb, und zweitens hatte ich ja gar nicht erwartet, daß Du schon wieder so schreibfreudig warst. Bei dieser Art Brief merkt man wirklich, daß man sich nach all den vielen Jahren noch verbunden ist, daß man sich was zu sagen hat. Es ist einfach, als würde man sich gegenübersitzen und erzählen. Und das finde ich so wichtig. Natürlich geht es einem mit manchen Freunden so, aber mich kränkt jedes Mal wieder der Kontakt mit Bärbel, das nur zu Dir gesagt. Laufend ist das so, wenn im Brief ein falscher Satz stand oder im Päckchen was drin ist, was nicht den Wünschen entsprach, wird nicht zurückgeschrieben, d.h. eben immer recht spät und recht gedrechselt. Ich wollte schon immermal aufhören, aber das würde sie mir hochnäsig deuten. Naja …
So freue ich mich über Dich, Andrea, Käthe … und bin völlig entschädigt. Ich muß nur mal sehen, wann sich eine Gelegenheit für ein kurzes Wiedersehen bietet. Ganz aus den Augen verlieren darf ich es nicht, auch wenns mit der Verwandtschaft nicht mehr so günstig ist. Im Moment weiß ich aber noch nichts, nicht daß ich falsche Hoffnungen wecke. Ja, und die nächste Überraschung war ja das tolle, pünktliche Geburtstagspäckchen, was Bärbel (Deine Bärbel) auf die Reise geschickt hat. Die gruseligen Leipziger Geschichten habe ich gleich verschlungen, und über das herrliche Briefpapier freue ich mich noch lange. Da wird jeder Bogen mehrfach umgedreht, ehe ich jemanden für würdig halte, daß er einen Gruß darauf geschrieben bekommt. Sei ganz, ganz herzlich dafür bedankt.
Wir haben tüchtig Geburtstag gefeiert, in Raten, dann wars plötzlich 1 ganze Woche: im Institut, zu Hause mit den Eltern von dem verunglückten Jochen, dann 4 Tage beim Skifahren mit Freunden aus München u. zum Schluß noch mit Dorle u. ihrem Mann. So ist das neue Lebensjahr recht gut eingeleitet worden u. auch die Entschuldigung, daß ich nicht pünktlich geschrieben habe.
Heute hast Du nun hoffentlich die Nachuntersuchung gut überstanden, u. ich werde diesen Brief am besten in Deine Wohnung schicken. Bärbel guckt sicher mal nach. Weißt Du, Euch beiden schicke ich zu Ostern einen kl. süßen Gruß, was Ihr Euch teilt, denn es ist doch so nett, daß ich von ihr wieder gehört habe. Vielleicht schaffe ich es auch dann mal, die Tel.Nr. auszuprobieren.
Na sehen wir mal.
Weißt Du, eigentlich sind wir ganz zufrieden. Nur finde ich die Menschen streiten sich alle so schrecklich untereinander u. es gibt deshalb so viele Probleme. Keiner macht doch auch nur einen Handgriff kostenlos. Man könnte sich die Haare raufen. Ich denke im Moment an unser Institut, da gibts namlich Betriebsratswahlen. Nun will ich mir diese Bürde auch nicht gerade auferlegen, aber wenigstens habe ich mich entschlossen, die Wahl zu organisieren. Ja, was man da alles zu horen kriegt und lernen kann!!
Und wenn jeder was täte könnte es doch zumindestens unter den Mitmenschen friedlich sein!
Liebe Grüße, vielen Dank und für Dich alles Gute
wünschen Mutti, Jork + Ute.

 

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