Brief (Transkript)
Familie P. aus der DDR an Familie B. nach Stuttgart am 16.11.1989
16.11.89
Meine liebe Ingrid, lb. Jörg u. lb. Kinder!
Das wußte ich, daß von Euch Lieben solch ein netter Glückwunsch kommt!!! Der Bernd meint, ich habe den 7. Sinn. Wir danken Euch vielmals dafür, ehrlichen Herzens. Wir freuen uns u. sind glücklich zugleich. Das Volk hat es erzwungen, die Ausreisen + Demonstrationen haben solch eine Wende bezwungen. Hoffentlich empfinden die Bundesbürger dies nun nicht als Last, es gibt bei uns fast kein Benzin mehr Heute mußte ich über 1 Stunde an der Tankstelle warten, wir nehmen es trotzdem auf uns! So Gott will reise ich nun am 28.11. u. Bernd + die Kinder kommen dann am 30. u. Ihr könntet dann mal nach Speyer kommen, wenn es Euch keine Last ist u. Umstände macht. Der Onkel meinte, ich solle Euch doch mal einladen, wenn ich zu ihm komme. Auf jeden Fall rufe ich bei Euch an, sobald ich in Speyer bin. Es ist ein begleichendes Gefühl u. trotzdem müssen wir noch vieles erreichen. Vorige Woche Montag wollten wir nicht nach Leipzig zur Demo fahren, wegen des schlechten Wetters – es regnete Bindfäden vom Himmel. Aber Bernd meinte richtige Kämpfer müssen auch bei Regen fahren, also ging die Fuhre los. Welche Angst hatten wir noch vor Wochen, heute kann man jeden Tag mit Interesse die Tageszeitung lesen, was so alles nun im nachhinein bekannt wird. Trotzdem versuchen die Funktionäre immer noch das Volk zu belügen. Wir müssen Euch dies alles mündlich erzählen u. Ihr müßt uns aber auch versprechen, daß Ihr im nächsten Jahr zu uns nach [...] kommt. Ansonsten glauben wir nun, daß Ihr uns allmählich als „Landplage“ ertragen müßt. Soeben sitze ich im Wartezimmer des Frauenarztes (Nachuntersuchung) u. bin wahnsinnig aufgeregt. Durch mein Schreiben an Euch lenke ich mich etwas ab.
Ach ja, lb. Ingrid wir danken auch herzlich für Deinen lb. letzten Brief mit dem Bildchen. Sicherlich ist inzwischen der unsrige auch angekommen. Von S.s haben wir schon länger nichts mehr gehört, waren sie eigentlich noch im Okt. im Urlaub? Und wie geht es Euch Lieben allen? Wir freuen uns, daß es Simone so gut in der Lehre gefällt. Martina besucht sicherlich das Elternhaus noch rege u. muß Andreas bald zum Bund? Und wie geht es den Omis, sind sie noch wohlauf? Und das neue Auto läuft noch bestens u. was macht Euer Pfarrer u. die Gemeinde? Jörg singt sicherlich noch rege in seinem Chor u. tanzt fleißig u. Du lb. Ingrid angagierst Dich bestimmt rege in der Gemeinde. Wir freuen uns Euch wieder zu sehen u. verbleiben mit allen guten Wünschen ganz herzlichen Grüßen für Euch alle
von Euren
P.s
Meine liebe Ingrid, lb. Jörg u. lb. Kinder!
Das wußte ich, daß von Euch Lieben solch ein netter Glückwunsch kommt!!! Der Bernd meint, ich habe den 7. Sinn. Wir danken Euch vielmals dafür, ehrlichen Herzens. Wir freuen uns u. sind glücklich zugleich. Das Volk hat es erzwungen, die Ausreisen + Demonstrationen haben solch eine Wende bezwungen. Hoffentlich empfinden die Bundesbürger dies nun nicht als Last, es gibt bei uns fast kein Benzin mehr Heute mußte ich über 1 Stunde an der Tankstelle warten, wir nehmen es trotzdem auf uns! So Gott will reise ich nun am 28.11. u. Bernd + die Kinder kommen dann am 30. u. Ihr könntet dann mal nach Speyer kommen, wenn es Euch keine Last ist u. Umstände macht. Der Onkel meinte, ich solle Euch doch mal einladen, wenn ich zu ihm komme. Auf jeden Fall rufe ich bei Euch an, sobald ich in Speyer bin. Es ist ein begleichendes Gefühl u. trotzdem müssen wir noch vieles erreichen. Vorige Woche Montag wollten wir nicht nach Leipzig zur Demo fahren, wegen des schlechten Wetters – es regnete Bindfäden vom Himmel. Aber Bernd meinte richtige Kämpfer müssen auch bei Regen fahren, also ging die Fuhre los. Welche Angst hatten wir noch vor Wochen, heute kann man jeden Tag mit Interesse die Tageszeitung lesen, was so alles nun im nachhinein bekannt wird. Trotzdem versuchen die Funktionäre immer noch das Volk zu belügen. Wir müssen Euch dies alles mündlich erzählen u. Ihr müßt uns aber auch versprechen, daß Ihr im nächsten Jahr zu uns nach [...] kommt. Ansonsten glauben wir nun, daß Ihr uns allmählich als „Landplage“ ertragen müßt. Soeben sitze ich im Wartezimmer des Frauenarztes (Nachuntersuchung) u. bin wahnsinnig aufgeregt. Durch mein Schreiben an Euch lenke ich mich etwas ab.
Ach ja, lb. Ingrid wir danken auch herzlich für Deinen lb. letzten Brief mit dem Bildchen. Sicherlich ist inzwischen der unsrige auch angekommen. Von S.s haben wir schon länger nichts mehr gehört, waren sie eigentlich noch im Okt. im Urlaub? Und wie geht es Euch Lieben allen? Wir freuen uns, daß es Simone so gut in der Lehre gefällt. Martina besucht sicherlich das Elternhaus noch rege u. muß Andreas bald zum Bund? Und wie geht es den Omis, sind sie noch wohlauf? Und das neue Auto läuft noch bestens u. was macht Euer Pfarrer u. die Gemeinde? Jörg singt sicherlich noch rege in seinem Chor u. tanzt fleißig u. Du lb. Ingrid angagierst Dich bestimmt rege in der Gemeinde. Wir freuen uns Euch wieder zu sehen u. verbleiben mit allen guten Wünschen ganz herzlichen Grüßen für Euch alle
von Euren
P.s
Ansicht des Briefes
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