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Brief (Transkript)

Familie P. aus der DDR an Familie B. nach Stuttgart am 12.07.1988

 

12.7.88

Meine liebe Ingrid, lb. Jörg u. lb. Kinder!

Heute ist es schon 1 Woche her, seitdem ich wieder zu Hause bin u. mir ist alles noch so gegenwärtig, als ob ich soeben nach Hause gekommen bin.
Allmählich hat sich wieder alles normalisiert – u. Ihr sollt die ersten sein, die mein ausführlicher Bericht erreichen soll. Unzählige Male habe ich schon zum Bernd gesagt: „Weißt Du, was für liebe Menschen B.s sind?“ Und darauf er: „Du hast es ja schon oft genug gesagt u. außerdem haben wir dies ja auch schon oft verspürt.“ Und ich finde, dies muß Euch mal gesagt werden. Jeden Tag denken, oder sprechen wir von Euch. Es war für mich eine Reise, die mir unvergeßlich werden wird. Was habt Ihr alles möglich gemacht, wie viel Mühe habt Ihr Euch mit mir gemacht. Nun kann ich schon mitreden, wenn die Rede vom Schwabenländle ist. Mich hat alles so beeindruckt Andere fanden das Warenangebot besonders anziehend. Aber mich hat alles beeindruckt. Die wunderschöne Landschaft, die Sauberkeit, die Blütenpracht nicht zu vergessen, der Fernsehturm, der Flughafen, unsere Fahrt nach Tübingen (mit dem Abstecher ins Geburtshaus) der Abend in der Tanzschule, der Abend im Traumtheater, unser Sonntagsbesuch zum Gottesdienst, unser 1. Ausflug zur Solitude u. nicht zu vergessen unsere Fahrt mit der Stadtbahn u. dem Gnadenbrot des fremden Mannes von 5 DM was mir eigentlich ganz schön peinlich war – alles sind solche Erinnerungen, die ich nicht missen möchte. Aber das wichtigste fehlt noch, nämlich Ihr, mit Euren lieben Kindern u. nicht zu vergessen die Omis. Nicht eine Minute war es langweilig, für Abwechslung habt Ihr immer gesorgt u. möchte ich Euch nochmals von ganzem Herzen Dank sagen 3 Jahre kennen wir uns nun, mir erscheint es viel länger. Und nun wollen wir uns schon wieder auf das nächste Jahr freuen, wenn Ihr zu uns zu Besuch kommt. Da brauchen wir ja keine Bedenken zu haben, daß es nicht klappen wird. Inzwischen ist auch das Paket angekommen. Die Kinder u. der Bernd haben sich über alle Dinge sehr gefreut u. danken auch ganz herzlich dafür. Gleich in Leipzig als wir im Auto saßen, haben sie eine Banane gegessen. Und unterwegs im Zug stieg eine Oma ein mit ihren 2 Enkeln ein, ihnen habe ich auch eine Banane geschenkt. Sie haben sich natürlich sehr gefreut. Die Kassetten, der Fußball u. die Zeitungen hatten es dem Tino besonders angetan u. Ivonne gefielen ihre mitgebrachten Sachen sehr. Gleich am Sonnabend wurden sie zur Disko gezeigt. Und Ingrid, Du wirst es kaum glauben, aber Bernd passen die Hosen. Von wegen zu groß, er ist doch garnicht so schlank, wie Ihr meint. Der Kleber wurde schon benutzt, auch der Dosenöffner. Die Türklinke wurde noch nicht angebracht, weil die Tür noch fehlt. Aber irgendwann wird’s schon losgehen. Naschen tun die Kinder täglich u. der Vati muß aufpassen, damit er nicht zu kurz kommt, so meint er jedenfalls.
Die Eltern waren auch wieder froh, daß die Tochter wieder wohlbehütet zu Hause angekommen war. Natürlich hat sich Mutti besonders darüber gefreut, daß ich ein Lebenszeichen ihres Bruders gehört habe. Sie konnte es garnicht glauben. Nun bin ich mal gespannt, ob er noch mal was von sich hören läßt. Ich schreibe Euch mal wieder davon.
In Speyer habe ich auch noch 2 schöne Tage verbracht. Übrigens meine Verwandten haben Euch auch gleich ins Herz geschlossen u. ich mußte Eure Telefonnummer dort lassen, bestimmt hört Ihr mal wieder von ihnen. Am Sonntag sind wir dann etwa gegen 9.00 h nach Hanau gefahren. Dies waren Verwandte von meinem Onkel. Es waren auch sehr nette Leute. Dort haben wir dann zu Mittag gegessen u. nach dem Kaffeetrinken sind wir wieder nach Speyer gefahren. Dort hat mir die [?] noch den Dom gezeigt, den Park, am Rhein waren wir u. so wurde es 22.00 h als wir zu Hause waren. Unterwegs gab’s noch ein Eis Am Montagfrüh habe ich mein restliches Geld umgesetzt, nach Hause ein Telegramm geschickt, wann sie mich in Lpzg. abholen können. Auf dem Friedhof waren wir auch noch, am Grab der verstorbenen Tante, Mittag gekocht u. beim Onkel Abendbrot gegessen u. dann war es schon soweit, daß mich meine Cousine nach Mannheim zum Zug bringen mußte. Alles hat prima geklappt. In Frankfurt mußte ich umsteigen, mein Gepäck war schwer wie ein Klotz, aber ein so kräftiges Weib bewältigte dies. Gegen 2.00 h früh war ich dann in Gerstungen an der Grenze. Eine Frau + ich mußten das Abteil verlassen, weil ein Mann kontrolliert wurde, davor hatte ich Angst, denn sicherlich hätte ich meine Dinge nicht wieder so gut eingepackt bekommen, wie Du es lb. Ingrid gekonnt hast. Aber ich hatte großes Glück u. die unfreundlichen Beamten wollten nicht’s von mir. Schlafen konnte ich im Zug nicht. Ich war wie aufgezogen u. mußte immer zur Uhr sehen. Endlich kamen wir dann nach Leipzig. Den Tino sah ich zuerst u. dann Ivonne + Bernd. Große Wiedersehensfreude bei allen. Und ich habe auch nicht verheimlicht, daß ich mal Heimweh hatte. Alle haben mich ausgelacht u. Bernd fragte gleich, „was haben denn B.s dazu gesagt“? Und ich: „die hatten Verständnis“
So, meine Lieben ich könnte noch viel mehr schreiben, aber nun sind die anderen erst mal dran.
Für Euren großen Urlaub wünsche ich Euch viel Sonnenschein, erholsame Ferientage u. kommt gesund wieder nach Hause
Grüße auch an die lieben Omis, ich schreibe auch ihnen noch.
Ich danke u. umarme Euch nochmals ganz lieb

Liebe Grüße an Euch
alle u. ein großen Danke
schon
von Euren
P.s

 

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