Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM

Brief (Transkript)

Familie P. aus der DDR an Familie B. nach Stuttgart am 03.10.1985

 

[...], d. 3.Okt.85

Liebe Fam. B.!

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen gleich zu schreiben. Wir kamen vom Zahnarzt nach Hause u. auf dem Küchentisch lag ein geöffneter Brief. Die Freude war groß, als wir erkannten, daß er von B.’s war. Tino hatte inzwischen versucht zu lesen (denn er war nicht mit beim Zahnarzt). Nun kam unser Vati von der Arbeit. Gemeinsam lasen wir Ihren netten Brief u. wieder mußten wir feststellen, daß die B.s doch wirklich freundlich sind. Abermals schweiften unsere Gedanken nach Ungarn. Was für schöne Urlaubstage hatten wir doch, dank Ihrer Bekanntschaft. Wie schön war es doch zu dem Weinabend od. in Ihrem netten Häusel mit Fam. S. All dies wird uns in unvergesslicher Erinnerung bleiben. Wir erzählen oft von Ihnen, auch unseren Eltern u. Bekannten. Auch unsere Heimreise verlief recht gut. In Gyór tankten wir für unsere letzten 100 Forint. In Bratislawa kauften wir für unsere Heizung noch 2 Ventile u. einen Wasserhahn (Mischbatterie) für’s Bad, denn tschechische Kronen hatten wir noch genügend. Als nächstes mußten wir nun Benzin tanken. Ewig kam keine Tankstelle, die Nadel am Tank bewegte sich schon seit langem nicht mehr. Endlich kam der Wegweiser „Tankstelle“, wir atmeten alle auf, denn es war eine große Belastung, fast ohne Benzin. Hinter Brno bin ich dann auch mal gefahren Zur Entlastung meines Mannes. Gegen 19.00 hatten wir dann das Ziel Grenze (Reitzenhain) erreicht. Es war nicht viel Verkehr u. alles schien ziemlich ruhig. Bis wir näher kamen u. bemerkten, daß fast jedes zweites Auto in die Kontrolle kam. Wir hatten Angst wegen unserer Pumpe, doch versuchten wir ruhig zu bleiben. Und es klappte auch, nur die Papiere wurden verlangt u. man wünschte uns gute Weiterfahrt.
Aufatmend u. mit guter Laune, über unseren Erfolg, setzten wir unsere Heimfahrt fort. So waren wir abends gegen 10.00 zu Hause. Bei meinen Eltern haben wir dann gleich angehalten. Die Freude war groß u. unser Erzählen wollte kein Ende nehmen. Natürlich auch von unseren Urlaubsbekannten aus Schwaben. Und ich mußte meinen Eltern abermals bestätigen, sie sprechen wie ihr.
Inzwischen ist unsere Pumpe eingebaut u. funktioniert. Wir hatten 14 Tage den Monteur im Hause, oder besser gesagt im Garten. Von unseren Bekannten werden wir beneidet, daß wir im Besitz solch eines Gerätes sind. Nun brauchen unsere Chrysanthemen nicht mehr zu frieren. Dank der milden Witterung sind sie schön gewachsen. Nun hoffen wir nur noch, daß es eine gute Ernte wird.
Wir haben einen schönen „Altweibersommer“ u. die Temp. liegen in der Mittagszeit um 25°C. Ich habe gleich zwei Tage Urlaub gemacht, um unsere Fenster zu streichen, denn dieses schöne Herbstwetter paßte recht gut dazu.
Die Kinder gehen regelmäßig zur Schule, bald bekommen sie Herbstferien (1 Woche) u. am Nachmittag haben sie oft noch schulische Verpflichtungen. So ist jeder Tag voll ausgelastet.
Unseren Garten haben wir soweit auch wieder in Ordnung gebracht. Nun müssen wir noch Mist streuen u. pflügen lassen. Dann können wir ein wenig Winterpause einlegen, darauf freuen wir uns eigentlich.
Wir freuen uns, daß Martina ihre Fahrprüfung so gut bestanden hat u. gratulieren ihr noch nachträglich. Vielleicht hat es schon mit einem Autole geklappt.
Ich habe den Brief beiseite gelegt. Heute ist nun schon der 28. Okt. In der Zwischenzeit hatten wir den Maler, so mußte der Brief wieder warten. Mein Mann schimpfte schon, so nahm ich mir vor, heute endlich den Brief zu beenden. Hoffentlich können Sie mir dies verzeihen!
Es ist Sonntagnachmittag, die Sonne scheint schön u. warm, angenehm ist es aber nur im Zimmer, denn der Herbst hat sich nun eingestellt. Ivonne hat das Kaffeekochen übernommen, mein Mann liest den ersten Teil des Briefes u. Tino war heute Vormittag zum Fußball, nun ist er Strolchen.
Der Kaffee ist gekocht, u. wir denken daran, wie schön wäre es, wenn wir wieder beisammen wären, ohne großen Kuchen u. Geschirr, bescheiden, so wie im Urlaub, natürlich auch Fam. S.
Haben Sie schon die Urlaubsfotos gemeinsam angesehen? Und wann haben Sie Ihre große Reise nach England? Wir beneiden Sie, dies zu erleben, wie schön für Sie.
Ivonne hat ein paar Briefmarken von Leipzig mitgebracht. Vielleicht können Sie sie gebrauchen, lb. Herr B. Es gibt noch viel zu schreiben, aber für die nächsten Briefe möchte ich mir auch noch was aufheben.
Gestern abend, bei H.-Joachim Kulenkampf, war die deutsche Frau aus dem Schwarzwald, wir dachten an Sie.
Nun wünschen wir Ihnen alles erdenklich Gute. Bleiben Sie schön gesund u. vor allen Dingen, wir freuen uns schon wieder auf Post von Ihnen. Schreiben Sie doch dann mal näheres über London.

Viele liebe Grüße
senden Ihnen
liebe Fam. B.
Ihre
Fam. P.

 

top