Brief (Transkript)
Volkmar S. aus Pirna an Bodo S. nach Hamburg am 17.05.1952
P i r n a , den 17.Mai 1952
L i e b e r B o d o !
Dein Gefühl hat Dich nicht betrogen. Wenige Stunden nach der Ankunft Deines Päckchens bin ich ni meinem Vaterhaus eingetroffen. Allerdings nur zu dem üblichen Wochenendbesuch. Ich bin nach wie vor in Chemnitz. So schnell lasse ich mich nicht unterkriegen.
Schon lange hatte ich die Absicht , Dir zu schreiben und für die Glückwünsche zu meinem Geburtstag zu danken. Es klingt ziemlich unglaublich, wenn ich diese Unterlassungssünde mit Zeitmangel entschuldigen muß.
Im Junggesellenhaushalt geht einem durch das Einkaufen, Teekochen, Essen und Abeaschen sehr viel Zeit verloren. Zudem komme ich fast keinen Abend vor halb zehn in meinen Bau. Zweimal wöchentlich habe ich Übungsabend beim Wasserrettungsdienst, einmal Jugendstunde. In der FDJ hat man mich jetzt ganz schön eingespannt. Dadurch stehe ich nun mitten in diesem problematischen Leben.
Wenn ich am 27.Mai in Zwickau die Aufnahmeprüfung bestehe, wird mich mein Betrieb beim Besuch der dortigen Ingenieurschule (Karosseriebau) finanziell unterstützen. Das ist natürlich eine nicht zu verkennende große Hilfe und läßt mich jetzt manches leichter nehmen, als es genommen werden sollte. Vielleicht gelingt es,mir dadurch eine angenehmere Berufsstellung zu erwerben, in der nicht die Hälfte meiner Kräfte ungenutzt bleibt.
Von hier kann ich Dir nichts Neues berichten. Bei meinen Eltern fährt alles im alten, ausgeleierten Gleis. Oma K. Bedauert mich regelmäßig, wenn ich montags früh wegfahre und freut sich ebenso regelmäßig, wenn ich nach 2 – 3 Wochen „schon“ wieder eintreffe.
Dein Bericht über die Frankreich – Fahrt hat mich tief beeindruckt. Das wäre auch so eine Sache für mich. Wir können hier ja noch nicht einmal eine Tageswanderung in die benachbarte, befreundetet tschechische Volksrepublik unternehmen. Nach Aussprüchen Grotewohls sollte es ja bereits im vorigen Jahr soweit kommen, doch es hat sich bis jetzt noch nichts getan.
Meine diesjährige Ferienreise hängt auch noch in der Luft. Vielleicht endet sie aus Ersparnisgründen in Pirna an der Elbe. Wegen ein Paar HO-Schuhen muß ich Dir mitteilen, daß echte Lederschuhe in der damaligen Preislage sehr selten zu haben sind. Braune Schuhe mit verschiedenen modischen Verzierungen kosten durchschnittlich 100 DM. Ich bin gern bereit, für Dich einen Einkauf zu tun, aber ich denke, Du wirst bei Euch genau so gut kommen. Schreibe mir bitte darüber und teile mir Deine Wünsche mit !
Für das Buch danke ich Dir recht herzlich. Vorläufig ist se mir noch vollkommen unbekannt.
Deiner Mutter und Dir herzliche Grüße !
L i e b e r B o d o !
Dein Gefühl hat Dich nicht betrogen. Wenige Stunden nach der Ankunft Deines Päckchens bin ich ni meinem Vaterhaus eingetroffen. Allerdings nur zu dem üblichen Wochenendbesuch. Ich bin nach wie vor in Chemnitz. So schnell lasse ich mich nicht unterkriegen.
Schon lange hatte ich die Absicht , Dir zu schreiben und für die Glückwünsche zu meinem Geburtstag zu danken. Es klingt ziemlich unglaublich, wenn ich diese Unterlassungssünde mit Zeitmangel entschuldigen muß.
Im Junggesellenhaushalt geht einem durch das Einkaufen, Teekochen, Essen und Abeaschen sehr viel Zeit verloren. Zudem komme ich fast keinen Abend vor halb zehn in meinen Bau. Zweimal wöchentlich habe ich Übungsabend beim Wasserrettungsdienst, einmal Jugendstunde. In der FDJ hat man mich jetzt ganz schön eingespannt. Dadurch stehe ich nun mitten in diesem problematischen Leben.
Wenn ich am 27.Mai in Zwickau die Aufnahmeprüfung bestehe, wird mich mein Betrieb beim Besuch der dortigen Ingenieurschule (Karosseriebau) finanziell unterstützen. Das ist natürlich eine nicht zu verkennende große Hilfe und läßt mich jetzt manches leichter nehmen, als es genommen werden sollte. Vielleicht gelingt es,mir dadurch eine angenehmere Berufsstellung zu erwerben, in der nicht die Hälfte meiner Kräfte ungenutzt bleibt.
Von hier kann ich Dir nichts Neues berichten. Bei meinen Eltern fährt alles im alten, ausgeleierten Gleis. Oma K. Bedauert mich regelmäßig, wenn ich montags früh wegfahre und freut sich ebenso regelmäßig, wenn ich nach 2 – 3 Wochen „schon“ wieder eintreffe.
Dein Bericht über die Frankreich – Fahrt hat mich tief beeindruckt. Das wäre auch so eine Sache für mich. Wir können hier ja noch nicht einmal eine Tageswanderung in die benachbarte, befreundetet tschechische Volksrepublik unternehmen. Nach Aussprüchen Grotewohls sollte es ja bereits im vorigen Jahr soweit kommen, doch es hat sich bis jetzt noch nichts getan.
Meine diesjährige Ferienreise hängt auch noch in der Luft. Vielleicht endet sie aus Ersparnisgründen in Pirna an der Elbe. Wegen ein Paar HO-Schuhen muß ich Dir mitteilen, daß echte Lederschuhe in der damaligen Preislage sehr selten zu haben sind. Braune Schuhe mit verschiedenen modischen Verzierungen kosten durchschnittlich 100 DM. Ich bin gern bereit, für Dich einen Einkauf zu tun, aber ich denke, Du wirst bei Euch genau so gut kommen. Schreibe mir bitte darüber und teile mir Deine Wünsche mit !
Für das Buch danke ich Dir recht herzlich. Vorläufig ist se mir noch vollkommen unbekannt.
Deiner Mutter und Dir herzliche Grüße !
