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Brief (Transkript)

Alfred S. aus Pirna an Rudolf S. nach Mühlheim/Ruhr am 14.09.1949

 

(10a) P i r n a , den 14. Sept.1949,
[Straße und Hausnummer]
Lieber R u d o l f und Familie!

Heute haben wir Euren Brief vom 8.d.M. erhalten. Er brachte uns endlich ein Lebenszeichen von Euch und Eurem Befinden. Habt vielen Dank, wir wußten garnicht woran wir eigentlich sind. Meinen letzten Brief schrieb ich am 18.6.49 und nun galt es zu warten, um das Kreuzen der Briefe zu vermeiden.

Zunächst danke ich für die guten Wünsche zum Geburtstage. Es war ein bescheidenes Dasein. Zur Feier gab es am frühen Morgen weiße Semmeln und ich glaube, es hatte auch Butter auf Zuteilung gegeben. Das war nun einmal lukullisch. Lotte hatte dabei nur meiner gedacht, d,h. auch für die anderen mit. Aber, es fehlte der Kuchen, den die übrigen Familienmitglieder, auch ich um der Gäste willen, vermißten. Es war der Frau des Haushaltungsvorstandes aber nicht möglich gewesen. Im nächsten Jahr soll es besser sein.

Im weiteren nehmen wie immer wieder lebhaften Anteil an Eurem Befinden. Deine Zeilen geben uns ein wenig Einblick und wir Ermessen die Erschwernisse und stillen Sorgen. Rührend schreibst Du nun, ob wir für Euch erschwingliche Wünsche bzw. Bedürfnisse haben. Diese Frage richte ich an Euch. Können wir Euch denn etwas helfen? Es wird doch an vielem fehlen. Wie kommst Du denn nun mit Deinem Beruf? Wir hängen ja so ganz in der Luft. Es ist drum auch so schwer einen Brief zu schreiben, weil man nicht weiß in welcher Verfassung oder augenblicklicher Lage oder Stimmung er ankommt. Allem voran halte ich es für wünschenswert, daß wir uns doch einmal besuchen könnten. Es ist nur mit dem Geld. Ihr werdet nicht können und auch ich kann nicht. Erfreulicherweise habe ich immer wieder Arbeit. Die Gelder gehen aber sehr langsam ein. Von den Außenständen kann man aber nicht leben. Besondere Ausgaben können wir uns nicht leisten. Unsere sparsame Haushaltung kommt uns immer wieder zugute. Jetzt bekam ich einen Rm. Holz für 40,- DM zu kaufen und soll noch einen zweiten bekommen, des Geldes wegen ließ ich ihn noch beim Händler liegen. Dabei wollen wir nicht barmen. Ich möchte Euch auch damit nicht belasten, es drängt mich nur zu wissen, wie Ihr Euch auch durchschlagt. Geht es denn mit Deinen beruflichen Bemühungen. In meinem letzten Brief hatte ich von der ganzen Familie geschrieben, daß wir alle noch auch heute auf dem Posten sind. Oma K. hat sich wieder gut heraus gemacht. Oma S. kommt jede Woche ein bis zweimal zu uns. Dann fährt sie immer einmal nach Zschieren. Onkel Emil ist im Juni verstorben. Wir haben pachtweise von Tante Ida ein stück Garten übernommen, worauf wir im nächsten Jahr Weizen und Mohn säen und Kartoffeln legen wollen. Volkmar gräbt jetzt jeden Abend einige Stunden um. Ich komme vor meiner Arbeit nicht so recht dazu.

Arthur H. schrieb mir zu meinem Geburtstag und fragte auch nach Euch. Ich werde ihn nun einmal schreiben. Wir sind ja so froh ein Lebenszeichen zu haben. Lotte hat in Eurer Nähe verschiedene Bekannte. Ich werde bald wieder schreiben, gebt mir nur Nachricht ob Ihr den Brief vom 18.6.49 erhalten habt. Wir hatten etwas Sorge. Für heute die herzlichsten Grüße an Dich. Dorette, Klaus und Uli und Ingrid! Hille geht nun das 5.Schuljahr. Euer
Alfred.

 

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