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Brief (Transkript)

Karin K. aus Ludwigsfelde an Ingrid K. nach West-Berlin am 11.09.1975

 

11.9.75

Liebe Ingrid!
Jetzt haben wir schon bald Mitte September und Du hast noch nichts von Dir hören lassen. Raff Dich doch mal auf und schreib mir bitte kurz ein paar Zeilen. Ich hoffe doch, daß Du nicht krank bist! Tante Hilde erzählte Schwiegermutti, daß Du mit Boris in Johannisburg warst. Wie wars denn dort? Ich kann mir gar keine rechte Vorstellung machen. Es wäre schön wenn wir uns mal wieder unterhalten könnten. Unser Besuch des Pergamon-Museums in Berlin steht ja auch noch aus! Schreib doch mal, wie Ihr darüber denkt.
Seit dem 1.September bin ich ja nun auf meiner neuen Arbeit und es gefällt mir ganz gut hier. Die Kollegen sind sehr nett (2 Kolleginnen, 2 Kollegen) und das ist schon immer viel wert. Jana ist ja unterdessen in die Schule gekommen. Jetzt gefällt es ihr schon recht gut. Nach 3 Tagen kam sie nach Hause und sagte: „Wenn wir jetzt nicht bald was vernünftiges machen, höre ich auf“. Wir haben vielleicht gelacht. Aber jetzt geht es. Sie findet es toll, daß sie bald lesen und schreiben kann. Sie hat schon gesagt, ich muß Ihr dann viel Bücher kaufen. Ich habe übrigens letztens in Berlin eine ganz süße Weihnachtspyramide gesehen. Es fängt jetzt schon langsam wieder an. Ich werde mich darum kümmern sonst ist’s wieder aus und man rennt rum. Ich hoffe ich bekomme was Schönes für Dich. Etwas anderes habe ich schon im Juli für Dich zu Weihnachten gekauft. Aber man muß hier zugreifen, wenns gerade daliegt. Habt Ihr eigentlich einen Plattenspieler? Dann würde ich für Boris eine hübsche Platte kaufen. Da gibt es doch so ab und zu sehr nette Sachen für Kinder. Hört er gerne Märchen oder lieber etwas anderes? Schreib es mir bitte, sonst ist es vielleicht nicht das Richtige, aber schreibe nicht „das ist doch nicht nötig“!!!!
Wir bekommen vielleicht noch vor dem Winter eine Gasheizung. Es sind zwar 1½ tausend Mark, aber dafür haben wir 3½ tausend gespart, dadurch das wir in Ludwigsfelde die Ofenheizungswohnung genommen haben, und nicht die AWG-Wohnung in Drewitz. Da hätten wir für die Wohnung soviel bezahlen müssen (Fernheizung) Nun möchte ich ja dann unbedingt den großen Ofen raus haben, aber da stoße ich bei Ekki auf Granit. Er will den Ofen nicht rausnehmen, und wir hätten dann so schön mehr Platz. Ich habe ihm schon alle möglichen Vorteile geschildert, aber er will nicht. Ihn stört der Ofen nicht und so bleibt er drin. Ich könnte verzweifeln, aber was soll ich machen. So steht er völlig nutzlos rum und nimmt kostbaren Platz weg, wo die Räume nun wirklich nicht groß sind. (3,35x4,80)
Ansonsten gibt es nichts neues. Ich kann Dich leider nicht mehr anrufen. Es geht nicht mehr. (mündlich) Vielleicht klappt es mal, wenn ich in Berlin bin von der Post. Also bitte laß was von Dir hören, ich würde mich sehr freuen, und denkt mal an ein Treffen.
Viele liebe Grüße auch an Peter u. Boris
von Karin u. Fam.

 

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