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Brief (Transkript)

Bruno W. aus Bochum an Gerhard D. nach Brandenburg/Havel am 09.07.1989

 

Bochum 9/7. 89

Lieber Gerhard.

Ich fange heute auf jeden Fall an, ob es viel wird, muß sich zeigen. Zunächst vielen Dank für Deine viele Post. Von den erwähnten Briefen mit Sonderstempel ist die Ausgabe zur Friedrich List-Ehrung nicht angekommen, aber dafür noch 4 andere, die Du nicht genannt hast:
Johann Gottfried Schadow
100 Jahre Carl-Zeiss-Stiftung
150 ׀׀ Eisenbahn Leipzig-Dresden
Block Schillers Rede in Jena.

Vielen Dank nochmals, ich muß nur wissen, ob ich diese Dinge als Ganz-Sachen aufhebe und Du mir für mein Album die Marken nochmals schickst. Wie Du es machst, ist es Recht.
Wir haben, wie Euch ja bekannt, in letzter Zeit sehr viel mit Rosemies Krankheit zu tun gehabt. Der Aufenthalt im Mai in Italien hat leider garnichts gebracht, ebenso wie die nun fast 2 Jahre andauernde Behandlung ihrer Ärztin nach einem besonderen Naturheilverfahren. Im Gegenteil, nie ging es ihr so miserabel wie jetzt. Nun ist sie in der letzten Woche auf Veranlassung ihrer Ärztin für eine Woche in Wiesbaden in einer besonderen Diagnose-Klinik gewesen, die nach dem Prinzip der bekannten amerikanischen Mayo Klinik nur diagnostisch tätig sind. Dort werden die Patienten total durchgecheckt, und der behandelnde Arzt bekommt dann Behandlungsvorschläge. Das Ergebnis bei Rosemie war, daß sie von verschiedenen Ärzten immer wieder auf Rheumatismus behandelt wurde, sie hat diese Krankheit aber garnicht. Sie hat Kollagenose, das ist eine Krankheit, bei der das Bindegewebe um innere Organe angegriffen wird und Schmerzen verursacht werden, die sich wie rheumatische Beschwerden darstellen. Sie muß jetzt eine Kortison-Behandlung machen, die nach Aussagen des Chefarztes in Wiesbaden zu einer Heilung ihrer Krankheit führen kann. Nun weiss man ja, daß bei einer Kortisonbehandlung Probleme auftreten können, aber da müssen wir halt durch. Rosemie muß viel ruhen, was den Heilungsprozess fördern und die Dauer und Intensität der Kortisonbehandlung abkürzen soll. Es ist schier unglaublich, wie heute, am 2. Tag der neuen Behandlung die Schmerzen schon nachgelassen haben, obgleich sie die bisher eingenommenen Schmerztabletten, von denen sie 3 mit nachlassender Wirkung sonst brauchte, nicht mehr nimmt. Also ein Hoffnungsschimmer am Horizont.
Sowohl Du als auch Ilse habt in Euren Briefen ein neues Treffen vorgeschlagen. Das wird in diesem Jahr kaum noch was werden, es sei denn, es geht mit Rosemie dramatisch aufwärts. Ich denke, daß das Frühjahr 1990 ein Termin für eine Reise nach dort sein könnte. Das muß aber nicht so sein, vielleicht werden die letzten „Betonköpfe“ im Ostblock auch noch von der Perestroika erfaßt und so selbstverständliche Dinge wie eine Reise ins Nachbarland auch für Euch eine Realität. Wenn man sich erinnert, wie oft wir schon bei Euch waren, dann habt Ihr noch eine ganze Menge nachzuholen. Stephan hatte ja kürzlich Eure Kinder in Magdeburg besucht, er hat inzwischen eine so starke Bindung zu denen aufgebaut, daß sich daraus sicher ein bleibender Kontakt aufbauen wird. Ich bin auch froh darüber, wenn junge Leute von hier die Segnungen des realen Sozialismus vor Ort studieren können
Ich breche jetzt ab, da der Brief morgen früh endlich weg muß. In Bälde mehr.
Herzliche Grüße von Haus zu Haus
Dein Bruno


PS. Ilse hat noch einen Wunsch gut. Wir denken, daß Rosemie bald wieder in die Stadt gehen kann. Lass uns wissen, ob noch etwas sommerliches oder lieber etwas für den Herbst gewünscht wird
Die Marken mit den Sonderstempeln werde ich übrigens ablösen, womit sich die Frage nach den Ganz-Sachen erledigt hat. Es wird immer mehr ein Platz-Problem, je mehr unterschiedliche Dinge man sammelt.

 

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