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Brief (Transkript)

Bruno W. aus Bochum an Gerhard D. nach Brandenburg/Havel am 04.01.1988

 

4/1. 88

Lieber Gerhard!

Zunächst vielen Dank für Deine Post, es ist alles gut angekommen. Nachträglich herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag, als erstes kleines Geschenk betrachte bitte die beiliegenden Marken aus der Schweiz. Wir hatten uns dieses Mal etwas ausgedacht, und zwar wollten wir Dich am Tage Deines Festes anrufen. Leider hatte ich Deine Telefonnummer verlegt, aber mit Hilfe der Auskunft haben wir dann doch Erfolg gehabt und die Nummer der Klinik bekommen. Nur waren damit die Probleme auf keinen Fall ausgestanden, denn wir haben bis in den späten Abend hinein immer wieder versucht, Kontakt zu bekommen, leider ständig besetzt. Vielleicht war die Nummer doch nicht richtig, Du kannst sie mir ja nochmals mitteilen. Wo sich jetzt Herr Gorbatschow und Herr Strauß lieben, dürfen wir ja sicher auch heftiger miteinander telefonieren. Wir wollten bei dem Gespräch herausfinden, womit wir Dir eine Freude machen können, denn neben so einigen nützlichen Kleinigkeiten haben wir ja gern auch einen Pulli oder so etwas mitgeschickt, nun ich denke, Rosemie wird schon eine Idee haben, denn diese Dinge regelt sie immer. Also kommt unser Paket mal wieder später. – Ja, und was sagst Du zur Politik? Franz-Josef wird ja nicht von vielen geliebt, aber Nase hat der Bursche. Wenn ein Trend klar erkennbar ist, dann springt er auf den gerade angefahrenen Zug und erklärt sich zum Erfinder der neuen Entwicklung. Das war bei dem Milliarden-Kredit für die DDR so, und ich denke, wir werden bald hören, daß er es war, der die Perestroika (hoffentlich richtig geschrieben) erfunden hat. Was macht er nun wohl mit Genscher, der die Entspannung mit dem Osten schon lange gepredigt hat und bis vor kurzer Zeit heftig aus München angegriffen wurde? So ändern sich die Zeiten! Stell Dir mal vor, was das heißt, wenn die Abrüstung wirklich so weitergeht! Was wird da Welt-weit ein Geld für vernünftige Dinge frei. Ich will nicht in Euphorie verfallen, aber die Dinge scheinen sich günstiger als gedacht zu entwickeln.
Um kurz auf Deine Fragen zu antworten, die sich aus meinem Brief ergeben haben. Es ist in der Tat günstiger, mit dem Auto von Bochum nach Frankfurt zu fahren, da man über die Sauerlandlinie nur 2½ Stunden braucht. Mit dem Auto zum Flughafen Düsseldorf dauert, wenn es gut geht, 40 Minuten, der Flug nach Frankfurt ungefähr die gleiche Zeit und dann ist man draußen, braucht ein Taxi für nach Frankfurt rein, kurz: es ist viel teurer und man spart nicht viel Zeit. Du fragst mich nach einer Stabilisierung des Dollar? Die überwiegende Meinung ist die, daß er noch bis auf DM 1,50 fallen könne, es gibt aber auch Leute, die reden von DM 1,30. Faktisch ist der Dollar unterbewertet. Im Vergleich der Preise für den täglichen Bedarf ist die Abwertung schon zu stark, aber zur Zeit spekuliert alle Welt gegen den Dollar, und das geht bis zur Minute auf. Wenn die Spekulation sich mal kräftig die Finger verbrennt, kann der $ schnell mal wieder steigen, auch das ist möglich.
Schönen Dank für Deinen Bericht über Eure Jungs + Anhang, Stefan + Heike haben auch zu den Feiertagen geschrieben. Wir haben die Weihnachtstage auch mit allen Kindern + 1 Enkel verlebt. Es war sehr schön und anstrengend. Den Jahreswechsel haben wir dann bei Verwandten in Bad Ems verbracht, während die Kinder in alle Richtungen auseinander liefen. Bei uns ist, abgesehen davon, daß wir immer älter werden, alles ziemlich im Lot, hoffe dasselbe von Euch. Für heute grüsse ich ganz herzlich, ein Päckchen folgt
Euer Bruno

 

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