14.11.1989.

Liebes Ingelein!

Deinen Brief vom 2. ds. Mts. haben wir dankend erhalten und werden ihn Jutta übermitteln, wenn wir bei ihr eingetrudelt sind. Schade, daß Du mit dem Taxi Pech hattest und dann auch noch mit Deinem Auto. Wieviel Pfund hast Du bei dem Hin und Her abgenommen? Und was machst Du, wenn Deine Schränke, Kästen und Dein Spaziergang hinter Dir liegen? Hast Du dann auch noch Zeit, Dich hübsch zu machen, wenn Deine Arbeiten erledigt worden sind? Ist Dir der Abendbrotsalat gelungen u. hat er gut gemundet? Na sicherlich!
Die Nachricht über Gretel B. hat uns tief betroffen, sind sie beide doch so viel jünger als wir und müssen nun auch Schmerzliches durchmachen. Wir bitten Dich, beiden unsere herzlichen Grüße zu übermitteln und daß wir ihnen alles Gute wünschen.
Politisch hat sich ja was getan, es geht alles drunter und drüber und 1990, wenn wir gesund bleiben, werden wir alle, wie früher, beisammen sein.
Übermorgen werden wir Juttas Geburtstag zusammen begehen (ich will unbedingt dabei sein), man wird ja nur einmal im Leben 60 Jahre alt.
Für Dich, bzw. für Euch beide wird es ja wohl auch einfacher mit dem Herkommen. Und wenn wir zu Euch wollen, dann kommst du vielleicht zur Oberbaumbrücke u. holst uns mit Deinem Auto von dort ab. Hoffentlich finden wir einen Taxifahrer, der bereit ist, am Abend uns abzuholen.
Jetzt ist es 1/2 6 Uhr und es gibt Abendbrot. Und es hat wieder geschmeckt!
Mit dem unbedingten Dabeisein wird nichts. Dafür kommen die Kinder am Sonnabend zu uns – Soeben sprachen wir mit Jutta am Telefon, um ihr zu gratulieren, hat sich darob riesig gefreut. Ja, heute ist schon der 16.te u. es wird Zeit, daß der Brief abgeht.
Wann werden wir Dich hier im Feierabendheim wieder herzlich begrüßen? Laß nicht so lange auf Dich warten! Gleich gibt es Mittagbrot.
Er grüßen Dich ganz lieb
Tante Grete und Onkel Kurt.

An Peter bestelle von uns auch einen herzlichen Gruß.

D.O.