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Brief (Transkript)

Hans-Eberhard K. aus Wainsdorf an Paul N. nach Münster am 29.03.1992

 

Wainsdorf, 29.3.1992

Liebe Elisabeth, lieber Peter u. Paul!,

schon einige Wochen hole ich aus zum Schreiben! Bin ja sogen. Halbrentner, aber die Zeit reicht genau so schlecht wie vorher. Oft höre ich, du bist ja zu Hause, du musst doch Zeit haben. Von Dez. stehen wir morgens später auf, ein großer Fehler. Wie geht es Euch? Es müssten sich doch wieder Neuigkeiten eingeschlichen haben. Das Wichtigste bleibt doch wohl die Gesundheit! Denn Sorgen braucht man nicht anmelden. Die kleine Elisa soll nun in die Kindertagesstätte gehen, bin ich wieder Mode, mit dem Abholen. Corina hat die zweite Prüfung hinter sich Buchungswesen, trockener Mist meint sie.
Hierzu gleich ein paar Bettelgedanken an Euch, wie bekannt geht hier alles od viel durcheinander. Es wäre Ihr von Vorteil wenn sie ihr Praktikum auf der westlichen Seite absolvieren könnte. Ist in Münster so etwas möglich, wann, Preis, Unterkunft wie lange, Voraussetzung, solltet Ihr Kontakt in dieser Richtung finden, schreibt doch bitte. Ich bin schon acht Tage krank, ein Ding aber es ist so. Fast ein halbes Jahr warte ich auf Ersatz für meine Zahnersatz nach westlichen Vorbild, alles nicht schlecht aber 2 Zähne sollen eine Krone mit Technik erhalten, nun muckte der Zahn. Ein Wurzeleingriff war erforderlich bei dieser Aktion war der Junge weggetreten. Nun schleppe ich mich wahrscheinlich mit einem Infekt herum, den Bereitschaftsarzt mußte ich schon in Anspruch nehmen. So schlage ich jetzt die Zeit tot. Bin ja froh, daß ich wenigstens schreiben kann. Die Wunde ist gut verheilt, hoffe ich! In der Kommune bin ich noch bei, man versucht mich nun mit Geld zu halten, ist aber nicht viel, außerdem geht viel Zeit verloren u. meine Marken tragen wieder das Nachsehen. Hier ist überall der Teufel los. In der Nachbarschaft gab es nun den 2. Einbruch, Fahrerflucht od. Betrügeren. Wo die Räuber überall herkommen München, Polen, Türken u.m. Die Massenarbeitslosigkeit mit Streiks ist das schrecklichste Übel, hierbei fühlen sich die Roten sehr stark dabei. Überall wo man fährt tut sich schon etwas, Bauten u. Straßen mit jahrelanger Bauzeit wird heute in paar Mon. fertig gestellt. Die Menschen kaufen wie die Weltmeister, man merkt aber, daß vielen Fam. das Geld ausgeht. Unseren Trabant habe ich zerlegt und 14 Tage später hat Corinas Freund seinen Trabant (sehr guter Zustand) in Totalschaden gefahren Poliz.bericht 100 Km/h u. Pro/milli. Für so etwas haben wir kein Verständnis. Da er nicht angeschnallt war wurde er ca 15m auf ein Feld gefegt. Glück im Unglück. Gerichtsverfahren liegt an, 10 Tage Krankenhaus. Anschließend machte mein Motor in der eisernen Kuh die Hufen hoch. Obwohl ich 25 Jahre bei Landmaschinen u. Traktoreninstandsetzung tätig war, habe ich selber nichts vernünftiges in dieser Richtung, brauchte ich auch niemals. Nun sieht alles anders aus, aber ohne Technik mit unseren Grundstücken wird nichts. Vom 10-12ten 4ten ist eine Busfahrt zur Tulpenschau nach Holland organisiert, hoffentlich komme ich bis dahin auf die Beine. Wenn das Wetter so bleibt wie z.Zeit Temperatur +3° Schnee u. Regen sehe ich schwarz.

Obwohl dieser Bogen noch nicht ausgefüllt ist, möchte ich zu Schluß kommen, von uns allen viele herzliche Grüße
Hans-Eberhard

P.S. Solltet Ihr für Corina einen Weg haben, bitte sofort mal antworten. Alles kurzfristig!
Sie ist eben aus der Schule zurück!
Eberhard

 

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