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Brief (Transkript)

Marie Louise P. aus Zittau an Oskar H. nach Meckenheim am 26.01.1972

 

88 Zittau, den 26 Januar 1972.
[Straße und Hausnummer]

Liebe Frau Anneliese, lieber Oskar,
Ich möchte recht herzlich danken für die beiden Bücher, die gestern ankamen, Hoffentlich hat es Ihnen nicht zu viel Mühe gemacht, ich habe manchmal Bedenken, daß ich meine Freunde im Westen etwas aus nütze. Es ist manches je besser geworden hier, Reis z,B, ist in ganz gut r Qualität erhältlich, dafür lassen andere Dine nach. Und vor allen Dingen werden die Zügel immer straffer angezogen. Von den Abgßngern der Oberschule in Zittau dürfen nu4 40% zu irgend einem Studium zugelassen werden; wie man mir sagte, hat man sich vor einigen Jahre verrechnet, es sind viel zu viele Techniker, voll ausgebildete Ingenieure, durvh das Studium gegeangen, und nun gint es nicht genügend Arbeitsplätze für sie. Michael und auch Matthias sind etwas in Sorge, was mit ihnen werden wird. Erstere wird bald fertig, letzterer erst im Sommer 73. Beide haben den Schönheitsfehler daß sie zur Kirche gehören und auch daran fest halten, Schon Gottfried ist es ja schlimm ergangen, weil er nicht in die Partei eintreten wollte und seine dreim Kinder christlich getauft sind. Aber ich freue mich immer, wieviel Freude meine Schwester besonders an den zwei Jüngsten hat. Michael ist ja etwas verschlossen ( ausser in Briefen) genau wie meine Schwester und ich es auch sindm wir haben das von unserem Vater geerbt. Michael gibt sich grosse Mühe, den Gefährdeten unter seine Mitstudenten zu helfen, uns Sie würden nicht glauben wie stark die Verfolgung der jungen Menschen geworden ist, Schon an den Schulen wird jetzt fast jeder f eie Nachmittag mit irgend einer politischen Tätigkeit angefüllt. Und die fer iegn Ingenieure und Physiker müssen zum Teil Stellen annehmen die ihnen gar nicht zusagen, das heisst eine Art Zwangsarbeit, Wenn sie solche Stellen nicht annehmenm kommt einen Ve merk in das Dossier und keiner anderer Betrib darf sie einstellen. Von irgend welcher Freiheit, auch in der Befrufswahl, ist schon lange nicht mehr die Rede, oder vielmehr, es ist wohl die Rede davon, nur es stimmt alles nicht. Michael wie gesagt, gibt sich grosse Mühe, hat auch Kontakt mit Studenten aus dem Westen. Matthiae hat dazu weniger Gelegenheit, dafür ist er fster mit der Studentengemeinde verknüpft. Er ist jetzt von der Dresdner Gemeinde nach Berlin abgeordnet worden, am kommenden Wochenende findet eine Tagung dort statt. Matthias setzt sich sehr dafür ein, mit den jungen Christen veider Konfessionen in the Oststaaten Kontakt zu bekommen und zu pflegenm er meint, die Prob eme der West und Ost Deutschen gingen doch zu weit aus eibender, und ausserdem sein eine persönliche Begegnung nur schwe und nu west-ostwärts zu erreichen, wähend der persönliche Kontakt mit den Kirchen in Polen und der Tschechei eher zustande kommen können, Natürlich sucht er zunä hst die protestantischen Geneinden auf, aber er ( und Michael noch mehr ) hat auch sehr gute und nahe Beziehungen zu katholischen jungen Menschen, und auch gelegentlich zu den Priestern. Da der Staat, der sogar sas Wort Wehinachten zu unterdrücken versucht, dies sehr übel vermerkt, können Sie sich gewiss danen, - Und nun habe ich nur von uns gesochen, ( die beiden M s, suchen in meinem Mann etwas von dem was ihre Vater ihnen gewesen wäre,) und doch wollte ich vor allen Dingen bitten, mir doch zu sagenm wie es Ihnen allen geht. Ich sehe Sie ja vor mir, und kann mir denken, lie e Frau Anneliese, daß Sie mit dem mehr oder weniger Adoptivsohn, und mit der berstandene Operation manche Sorge mehr haben. Hoffentlich ist alles wirklich gut ausgegangen, in den mittleren Jahren des Lebens sind Operationen schon etwas sehr Ernstes. Briefe schreiben wird ja eine zusätzlich Belastung für Sie sein, dear Mrs. A., aber Sie können sich gewiss denken, wie sehr man auf Nachricht spannt, Und wie hat sich das Pflegekind entwickelt? Es gibt so vieles, was man wissen möchte, aber ein Wiedersehen ist wohl ganz ausgeschlossen. – Meinem Mann geht es zufriedenstellend, natürlich nehmen die Kräfte etwas ab, aber doch nicht zu sehr, der Arzt und die Schwester sind zufrieden mit ihm. Ich weniger, ich sehe ihn ja täglich, und merke, wie kleine Dinge ihm schwer fallen und ärgern. Amer im Allgemeinen kann ich sehr zufrieden sein. Er freut sich über die warmen Bettlaken, sie machen jetzt im Winer doch vielmaus, (Bitte entschuldigen Sie die Schrift, meine Maschine ist alt und braucht Farbband 16 mm, und das gi gibt es nur selten, und dann nur in gering r Qualität.
Good bye, both of you, I think of you often, and wish I could see you again, Yours as always

Marie P.

 

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