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Brief (Transkript)

Jakob Geimer an seine Ehefrau am 14.12.1944 (3.2002.0894)

 

O.U. 14.12.44



Mein liebes Frauchen!

Gestern erhielt ich gleich 4 Brief. 2 waren von Dir 1 von Hedi und noch einer von Helene alle von 7.11. Für diese Großtat meinen verbindlichsten [...] macht weiter so ich bin Euch sehr dankbar. Heute nacht ist das Thermometer plötzlich auf 50- gesunken. Wir waren ohne Mantel ausmarschiert wir haben gefroren wie die Schweine. Wenn hier noch Berge waren wie zu Hause dann würde der Wind nicht so pfeifen, aber so ist alles Tellerflach. Bis jetzt ist das Wetter erträglich manche Tage waren wie der Frühling nun scheint aber der richtige Winter erst zu kommen. Auch das geht vorrüber, genau so vorrüber wie die Du jetzt zu Hause aushalten mußt, da der Feind vor Saarbrücken steht und Euch zu überwältigen droht. In keinem Deiner Briefe hast Du erwähnt ob Du die Zul.marken erhalten hast oder ob Du ein Paket abgeschickt hast. Sollen denn soviele Briefe verloren gehn? Wenn ich nur noch ein Paket erhalte bevor es nach vorne geht oder zurück. So ganz ohne für Weihnachten das wäre schmerzlich. Ich verstehe ja, daß es sehr schwierig ist etwas aus dem Westen zu bekommen. Wenns eben nicht sein kann dann trage ich meinen Schmerz mit den andere aus meiner engeren Heimat die auch nichts bekommen.
Gestern hab ich auf unser Töchterlein Helenes Brief geantwortet. Ach könnte ich mal ihr Gesicht sehen wenn Du ihr den Brief vorlesen tust. Ob es dann auch durch die Türritzen spitzt. Ich schreibe ihr jetzt jede Woche einmal. Wenn ihr nur die Briefe alle bekommt ich hab schon soviele geschrieben. Du müßtest fast jeden Tag einen bekommen. Als ich noch zu Hause war da war Dir der Briefbote gleich heute ersehnst Du ihn genau so herbei wie andere Frauen z.B. das Katchen. Die Zeiten haben sich geändert und mit ihr unser ganzer Lebensinhalt. Wie wars doch manchmal so schön zu Hause wenn wir uns Bauch voll gegessen hatten und nachher ein Viertelstündchen Ruhe uns gönnten. Darüber hab ich schon manchesmal nachgedacht und es mir bildlich dargestellt. Hoffentlich kommen die Zeiten wieder wo wir als glückliche Menschen am Tische sitzen können. Hoffentlich. Bis Neujahr werden Dich diese Zeilen erreicht haben und dann gehts in 1945. Jahr und immer noch ist Krieg, aber nicht mehr lange das sage ich Dir jetzt schon, so kann es nicht mehr weitergehen die Menschen sind kriegsmüde, einmal kommt noch ein großer Schlag und dann kanns über Nacht aus sein. Das ist mein Neujahrswunsch, allerdings ohne Schlag. Somit bitte ich Dich, mache Dir das bischen Leben so angenehm wie möglich und geh’ nicht sooft in die Stollen, wenn s einen treffen soll dann kann man sein wo man will. Wie gesagt, feiere das Neujahr nach Herzens[...] am besten giesse Dir einige hinter die Binde, leg Dich ins Bett und träum von mir Die Flieger kommen an Neujahr nicht Mit dem besten Neujahrsgruße und Küsse verbleibe ich Dein lieber treuer Mann.

 

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