Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Jakob Geimer an seine Ehefrau am 22.10.1944 (3.2002.0894)

 

Im Osten, 22.10. (1944)



Meine Lieben

Am 20.10. bin ich in Marburg weggefahren und heute am Sonntag nachmittag im Osten (Tschenstochau) gelandet. Das war eine Fahrt, Junge, Junge.
Mit 40 Mann in einem Waggon zusammen gepfercht das soll mal was gewesen sein. Bei der Ankunft wurde uns sofort die Feldpost No. 67035 B angegeben. Die Anschrift lautet Soldat J. Geimer F.P.No. 67035.B. Ich denke doch, daß ich sofort nach Erhalt dieses Briefchens eine Antwort bekomme. Ich freu mich doch so darauf zu wissen wie’s Euch zu Hause geht und was die Kinder machen. Helene soll mir extra Briefchen schicken dieser Frechdachs und Zuckermäulchen. Was habe ich doch so oft an Euch gedacht, besonders beim Abschied von Marburg weil ich wusste, daß ich für eine lange Zeit nicht mehr zu Euch kommen kann. Unsere Ausbildung hier dauert 12 Wochen und ob es dann Urlaub gibt ist noch eine Frage der Zeit. Ja, die Zeit das ist heute der wichtigste Faktor. Wer weiß was in 12 Wochen nicht schon alles geschehen ist. Vielleicht bekomme ich keine Feuertaufe oder zuviel von dem Zeug. Beim Einzug in unsere neue Kaserne und dem Durchmarsch durch die Stadt sah ich eine Verwahrlosung sondergleichen. Früher glaubte ich das nicht richtig aber hier sah ich’s mit offenen Augen.
Hier ist die schwarze Madonna. Beim Vorbeimarsch sah ich den Tempel. Ein großartiges Wunderwerk. z.T. brannten helle Kerzen darin. Vom Krieg ist das Kleinod unberührt geblieben. Beim ersten Ausgang seh’ ich mir das Ding mal gleich an. Allein darf man hier nicht gehen es müssen 2 – 4 Mann zusammen sein und mit Waffen. So jetzt will ich schließen und Euch liebevoll grüßen von Eurem Pappa. Küsschen so viel wie ihr nur wollt. Kannst den andern meine No. 67035 B angeben. Ich kann heute nicht jedem schreiben es gibt noch viele andere Dinge zu erledigen.
Von Siegen aus hab ich meine Kleider und Schuhe weggeschickt hoffentlich sind sie angekommen. Die Schuhe sind in einem anderen Karton der vielleicht etwas später ankommt. Unsere Verpflegung ist täglich 40 g Butter, 700 [?] gr. Brot 100 gr. Wurst oder Käse. Als Mittagtisch Salzkartoffeln Sauerkraut Braten, Soße, abends ab und zu Suppe. Fliegeralarm gibt’s nicht. Während der Fahrt gabs zusätzlich 15 Zigaretten 2 Cigarren 4 Mann zusammen eine Flasche Rum-Verschnitt. Von meinem Dienst der morgen von neuem beginnt berichte ich Dir laufend, daß Du mir auch laufend nehme ich als selbstverständlich an

Von mir bekommst Du jeden Tag ein Brief oder Karte mein Schätzchen

 

top