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Brief (Transkript)

Jakob Geimer an seine Ehefrau am 30.10.1941 (3.2002.0894)

 

Im Osten, den 30.10. 41



Meine Lieben!

die besten Grüße sendet Euch Jule. Hoffe, daß Ihr noch gesund und munter seit, was auch noch bei mir der Fall ist. Euren lb. Brief vom 27.9. habe ich erhalten, und vielen Dank, ganz besonders für die Zigaretten. Mit Kiew ist ja beendet, Jakob, sowas hättet Ihr unbedingt mal sehen müssen, ist aber auch besser so, mancher hätte den Abscheu gegriegt. Der Russe der ehrlich und fair kämpft, wird als Gegner geachtet, mit den andern na da kennen wir nur ein Wort „umlegen“. Da mach Dir mal keine Sorgen drum, momentan sind wir nur am marschieren, kommts aber wieder zum Einsatz, machen wir unsere Arbeit schon gut. Obs nun noch soweit kommt, ist bei diesem Sauwetter fraglich. Scharkow ist ja auch gefallen, wir sind in der Nähe davon. Wenn das Marschieren bald aufhört, so an die 3000 km haben wir schon hinter uns gelassen, und immer geht es noch weiter. Kannst ja mal auf einer Karte nachschauen. Dann diese fürchterlichen Straßen, nichts wie zäher Schlamm und Dreck, man kommt fast kaum fort. Deshalb dauert es auch solange mit der Post. Die Fuhrwerke bleiben stecken, Autos und nichts kommt vor, oder nur sehr mühsam, und Mensch und Tier sind den größten Strapazen ausgesetzt. Trotz allem, das Ziel wird doch erreicht, wenn die Verpflegung auch nur langsam nach kommt. Ist halt nun einmal so, und jeder muß sich damit abfinden. Jeh schneller der Krieg aus desto besser. Wir werden wohl im Süden bleiben, Petersburg Moskau u. so weiter wird jetzt hoffentlich auch bald fallen. Jetzt das Kapitel Urlaub. Was Sie noch mit uns vorhaben, bleiben wir hier und Rußland und beziehen Winterquartiere, oder stecken Sie uns sonstwo noch hin weiß ja keiner. Haben wir mal einen festen Sitz, denk ich, daß es auch bald Urlaub gibt, so fern die Schwierigkeiten nicht so groß sind, dann hoffentlich zu Weihnachten.
Das schönste Fest des Jahres möchte ich zu gerne zu Hause verbringen. Wenn nicht muß man sich halt trösten, wie so viele andere auch.
Wenns erst mal heißt, Reserve hat Ruh, dann gibt einer gemacht, daß sich die Hauser biegen.
Ich will nun schließen.
In der Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende und frohes Wiedersehen in der Heimat, grüßt Euch in alter Frische
euer Jule

Haltet Euch munter, und viele Grüße an alle Lieben

 

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