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Brief (Transkript)

Micky Berg an ihren Ehemann am 30.03.1945 (3.2002.0846)

 

Nr. 20

Berlin, den 30. März 1945



Mein lieber Max!

Ich bin frei - frei von Gsellins und nun geht es auf nach Schwarz. Ich habe großes Glück, denn ich komme per Lastauto fort. Nur weiß ich noch nicht wann, aber bald wird es sein. Durch einen sehr guten Kunden, unter 4 Augen. Herr Moosdorf ahnt davon noch nichts. Dr. Scher. hat es grundsätzlich abgelehnt, mich frei zu geben aber Moosröschen hatte ein weiches Herz. Es war trotz allem ein Kampf, aber ich habe gesiegt. Das wäre erstmal geschafft.
Heute ist Karfreitag und ich bin feste beim Packen. Per Auto kann ich natürlich viel mitnehmen. Auch von Dir werde ich Wäsche mitnehmen. Jedenfalls je 1 Garnitur. Ferner die Daunendecken und 2 Kopfkissen. Wohin der Transport geht, steht noch nicht fest. Ev. Salzburg, München, Innsbruck. Letzten Montag ging er nach Innsbruck. Das wäre natürlich herrlich! Auf alle Fälle soll es klappen. Es kostet natürlich ne Kleinigkeit und zwar Deinen Tabak. Was bin ich glücklich, daß ich ihn habe. Hoffentlich geht es nun alles gut. Maria kommt zur gegebenen Zeit nach, d.h. wenn es sein muß. Ev. geht sie erst mal mit nach Göttingen, aber abwarten.
Der heutige OKW-Bericht ist traurig und beängstigend. Den letzten Terrorangriff haben wir gut überstanden. In Stadtmitte war es erträglich. Sie hatten besondere Ziele. Die allabentlichen Angriffe gehen nun schon 6 Wochen lang. Heute nacht waren sie wieder um ? 4 Uhr da.
Letzthin hatten wir den ersten Tiefangriff der Russen auf K. Es war sehr unangenehm. Dabei kam Frau Hermoneits Schwester ums Leben. Es gab außerdem verwundete Frauen und Kinder. Ja, das ist Krieg der Kulturstaaten!!! Unser Haus steht noch heil. Ob wir es jemals wiedersehen werden? Der Russe steht in Küstrin.
Vorgestern erhielt ich Deinen Brief vom 21.2.45 Nr. 39. Vorläufig schicke ich keine Päckchen nach Berlin. Wenn Du etwas erübrigen solltest, so bitte jetzt an Bärbels Adresse. p. Adr. Jannings, Schwarz / Tirol, Vemper Weg 37f. Nun will ich heute schließen, denn ich habe noch viel zu tun. Gerda weiß noch nichts von meiner Reise. Sie wird entsetzt und traurig sein. Leb wohl, mein Herz, alles, alles Gute für Dich und viele Grüße und Küsse sendet Dir Deine
Micky

Herr v. Graevenitz sitzt neben mir und schreibt an seinen Sohn, der im Westen steht. Viele Grüße von Maria, Herrn Schubert und Budachs. Lieschen kommt nicht mehr zum Schlafen, da sie hier Angst hat. Sie fühlt sich am Alexanderplatz in der U-Bahn sicherer.
Morgen ist unser Hochzeitstag. Denkst Du dran? Das waren noch Zeiten. Und was ist jetzt in der Welt los?! Grausam ist der Krieg.

 

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