Nr. 18

Berlin, den 21. März 1945

Mein lieber Max!

Lange habe ich keine Post von Dir und ich bin schon sehr in Sorge um Dich, aber sicherlich liegt es nur an der Post. Hoffentlich! Im Berlin alarmt es Tag und Nacht und wir kommen einfach nicht mehr zur Ruhe. Ein Königreich für eine ruhige Nacht Schlaf. Es ist zum Kotzen Herr Major. Müde, müde!!! Ich muss schon sagen, dass ich manchmal recht verzweifelt bin und glaube, dass ich es nicht mehr lange so durchhalte. Fast jeden Abend haben wir Stromsperre und wenn Licht kommt, so ist auch in den nächsten 5 Minuten Alarm.
Gerda hat ihren eigenen Laden nun restlos verloren und hat geschlossen. Nur im Keller konnte sie einiges retten.
Der Terrorangriff am Sonntag war wieder entsetzlich, aber nicht bei uns draussen. Gottseidank! Sonst sind wir noch alle gesund. Ich traf letzthin Herrn Hermoneit und Frau Reinke. Sie lassen Dich herzlichst grüssen. Der Verein ist nun auch restlos erledigt. Hat am 26.2. auch einen Volltreffer bekommen. Willi Reinke ist bei Prag. Ich bin völlig durcheinander. Schrieb ich Dir schon, dass ich die 120 Zigaretten mit der Büchse Fisch erhalten habe. 1000 Dank dafür. Es war mir eine halbe Hochzeit. Durch die dauernden Nervenanspannungen kann ich die Glimmstengel gut gebrauchen und noch besser zum Tauschen gegen Brot, was äusserst knapp ist. Sonst sind noch keine Päckchen wieder angekommen.
Jetzt sitze ich im Geschäft und schreibe schnell ein paar Zeilen an Dich, aber gleich wird auch hier im Keller das Lixht wieder angehen. Der Leben ist sinnlos geworden und noch sinnloser die Arbeit. Ja Max, furchtbare Zeiten! Pläne schmieden ist sinnlos, schnelles und entschlossenes Handeln im Falle der Gefahr ist alles.
Viele Gefolgschaftsmitglieder sind wieder/erneut total ausgebomt. Sind erkrankt an Rauchvergiftungen usw.. Haben wir so ein Leben verdient? Nein, niemals!
Bums, aus ist das Licht. Schei-e!
Ich hoffe doch sehr, dass es Dir noch gut geht.
Viele liebe Grüsse und Küsse von Deiner
Micky