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Brief (Transkript)

Micky Berg an ihren Ehemann am 02.03.1945 (3.2002.0846)

 

Nr. 15

Berlin, den 2. März 1945



Mein lieber Max!

Heut erhielt ich Deinen Brief Nr. 38 vom 18.2.45. Ich habe eigentlich ziemlich regelmäßig Post von Dir bekommen. Es tut mir sehr leid, daß Du noch immer keinen Brief von mir erhalten hast. Bis jetzt sind wir alle noch gesund und haben die täglichen Angriffe gut und ohne Schaden überstanden.
Am Mittwoch war ich mit Käte in Berlin. Wir mußten von Friedrichsfelde-Ost bis Ostkreuz laufen und zurück auch. Gsellins ist nicht inzwischen abgebrannt und wir murksen weiter im Dreck. Unser Herr Abel ist auf dem Transport ins Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen. Das ist nun schon unser 2. Opfer und wieviele werden noch folgen?
Gestern, heute und auch morgen bin ich zu Haus, da bin ich sehr erkältet bin. Wir haben z.Zt. ein entsetzliches Wetter. Sturm, Schnee, Regen und es ist ekelhaft naßkalt. Das halte ich in unserem kalten Geschäft nicht aus.
Vorläufig sind wir noch alle in Berlin und ein Fort gibt es nicht, jedenfalls nicht eher als Du mußt. Sollte zwar inzwischen Gsellins restlos zerstört werden, dann versuche ich auf alle Fälle vorher frei zu kommen und fahre nach Schwarz. Und wenn es sein muß, kommt dann Maria nach. Dies ist bei den täglichen Angriffen durchaus möglich und es wird auch noch schlimmer kommen. Der letzte Großangriff ist noch nicht gewesen. Furchtbar ist dies und eine ewige Angst, aber nicht zu ändern und wir müssen immer wieder aushalten. Sowie der Abend naht wirst Du unruhig und nervös und hoffst von einem zum anderen Mal, daß die verfluchte Bande nicht kommt, aber leider vergebens. Dazu kommen die Lichtsperren und keine Sirene dann. Ansich ist es eine Schweinerei, daß sie dann nicht wenigstens bei Alarmgefahr die Sirenen gehen lassen. Das ist dann eine ewige Unruhe, aber die im Westen haben es ja auch nicht besser. Im Gegenteil sie bekommen Alarm, wenn der Angriff schon vorbei ist. Im frontnahen Gebiet ist es ev. nicht immer anders möglich, aber mit Berlin dürften sie solche Scherze nicht machen.
Soeben hatten wir wieder eine Stunde Alarm. Aber sie flogen vorbei nach Dresen. Und wieder ohne Sirene, da gerade bei uns Lichtsperre war.
Bärbel wird den Reis sicher gut gebrauchen können und die beiden Päckchen werde ich spendieren, denn eine Weiterbeförderung ist ja nicht mehr möglich. Solltest Du noch mehr geschickt haben, so muß sie alles andere aber aufheben bis ich ev. komme, oder schicken, wenn sich die Lage wieder gebessert hat. Herr Dr. Goebbels hat es ja gesagt, glauben wir es!!!
Eigentlich wollte ich heute bis Mittag im Bett bleiben, aber der Anglo-Amerikaner hat es nicht gewollt. Und nun schreibe ich an Dich, mein Herz und ich will hoffen, daß es Dir weiter gut geht und Du bald von mir Nachricht erhältst.
Tausend Grüße und Küsse von Deiner
Micky

 

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