Brief (Transkript)
Willi Winkler an seine Freundin am 02.08.1944 (3.2002.0914)
2./VIII. 1944
Liebste Ruth!
Recht schönen Dank für den lieben Brief vom 30. Entschuldige bitte wenn ich Dir ein par Briefe zu wenig schrieb. Ich will mich nicht entschuldigen, aber inzwischen sind sie wohl eingetroffen.
Allgemein gibt’s also auch in Spandau und in Deinem Eigenleben nichts aktuelles. Jetzt fällt mir übrigens ein warum Du auf Post warten mußtest, ich hatte wohl rechtzeitig geschrieben, als der Brief aber fertig war habe ich ihn zerrissen. Ich konnte ihn unmöglich der Post anvertrauen. Zuviel hatte ich geschrieben, was man nie zu Papier bringen soll. Es betraf aber in keiner Weise uns persönlich. Du weißt oder kannst Dir denken, welcher Art der Inhalt war.
Hier ists natürlich genau wie Du es verlassen hast. Man ißt, trinkt, schläft, raucht und denk vor. Das letzte sollte man eigentlich lieber nicht tun, es vertreibt den Hunger. Aber Langeweile habe ich eigentlich nie. Bei Dir herrschte also mal wieder Gewitterstimmung. Komm zu mir, da verliert sich das. Weißt Du ich würde ja gern kommen, aber unser Siemens wird mich wohl nicht fortlassen. Wenn auch die Wunden zu sind, so eitern die Fisteln noch stark. Ich will aber nichts unversucht lassen, nach Berlin zu kommen. Ruth, ich habe oft große Sehnsucht nach Dir. Heute nacht habe ich was schönes geträumt. Wir waren auf der Reise wohin oder woher weiß ich aber nicht. Ich war nicht mehr Soldat, konnte aber noch nicht ganz richtig laufen. Auch waren unterwegs einige Schwierigkeiten zu bestehen. Trotz allem waren wir beide froh und glücklich. Nun lach mich aber nicht aus wenn ich Dir sowas schreibe. Heute morgen war ich recht enttäuscht als ich mich wieder als Landser in Bautzen fand. Weißt Du ich halte durchaus nichts von Träumen, aber die Erfahrung brachte mir hinterher allerdings doch manchmal Überraschungen. Auf alle Fälle waren wir doch aber im Geiste zusammen, und ich habe Dich gesehen.
Käthe schreibt also auch so selten. Mir schreibt sie garnicht. Mein Vetter aus Sofia schrieb mir einen langen Brief, ferner teilte er mir den Versand von Zigaretten an meine Adresse mit. Daß unser Laden zum Brechen voll ist, schrieb ich auf einer Postkarte 500 Mann sind hier in B. frisch eingetroffen. Mit dem Eintreffen der Bilder ist also in Kürze zu rechnen. Dieser ist stur wie Hugenberg. Schreibt nicht und läßt sich nicht sehen. Abschließend noch mal die Mahnung meine Eltern zu besuchen.
Nun meine kleine Ruth grüße ich Dich herzlich und küsse Dich in Gedanken.
Dein Willi
Ansicht des Briefes
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