Brief (Transkript)
Willi Winkler an seine Freundin am 13.05.1944 (3.2002.0914)
Im Lazarett, 13./V. 44
Liebste Ruth,
Es wird wohl wieder Zeit, daß ich Dir ein par Zeilen sende. Ich wundere mich, daß ich von Dir noch keine Post habe. Aber von zu hause habe ich auch keine Post. Na es wird schon noch kommen. Wie geht’s Dir denn sonst Ruth? Berlin hat wohl wieder mächtig was vorgesetzt bekommen. Aber Dein Bunker wird schon halten denk ich. Große Hoffnungen setze ich persönlich nicht mehr auf Berlin. Na ja und mir geht’s ebenfalls zeitentsprechend. Heute sind es schon 11 Tage her. Seit 8 Tagen liege ich schon auf dem Rücken im Streckverband. Ja Ruth der Weg ins Reich ist dornenvoll und beschwerlich. Heute wurde ich wieder verbunden. Man staunt selbst, was man aushalten kann. Die Wunden eitern verhältnismäßig wenig. Ich hatte Glück, daß ich solch einen guten Arzt fand der gleich bei einer Operation den ganzen Dreck einschließlich Knochensplitter rausholte. Jetzt schein der Heilverlauf ganz normal zu gehen. Einen Bammel habe ich nur vor dem Rausziehen des Gummischlauches aber auch das wird vorbei gehen. Bis ich mich wieder selbständig bewegen kann, wird ja bis August – September dauern. Und ich glaube bis dahin ist der Krieg aus. Zur Infanterie kann ich ja auf keinen Fall mehr kommen. Sobald ich in Deutschland bin werde ich mich auch mit Selke in Rathenow zwecks UK-Stellung in Verbindung setzen. Geschrieben habe ich ihm schon diesbezüglich. Na wenns erst mal soweit wäre. Aber vorher fahren wir ja noch zusammen in den Urlaub nicht wahr. Wenns mal erst soweit wäre, daß ich weiter ins Reich käme. Und wenn ich nicht allzu weit von Berlin wegkomme besuchst Du mich doch mal nicht wahr. In der nächsten Woche soll ein Laz-Zug fahren. Hast Du die Sache mit Deiner Aktentasche klar gebracht? Vielleicht besucht mich der Immes hier in Cholm. Falls Du ihn triffst und Du bekommst den Brief noch rechtzeitig, so bitte ihn doch um folgendes. Beim Troß im Rucksack des Wolf Püschel ist ein Wäschebeutel. Darin ist mein Waschzeug und ähnliches und in einem schwarzen Brotbeutel habe ich ein italienisches Hemd. Wenn man mir dies alles durch einen Urlauber nach Hause schicken würde wäre ich sehr dankbar.
Was macht Kätchen? Sie hatte auch bestimmt Sorgen um Raddi. Grüße sie mal schön von mir ich freue mich schon jetzt auf einen gemeinsamen Abend. Aber Raddi darf nicht fehlen dabei.
In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen grüßt und küßt Dich herzlich Dein Willi
Ebenfalls herzliche Grüße an Deine Eltern.
Mir haben Sie hier mein Infanterie Sturmabzeichen gestohlen. Versuch mal ein zu kaufen.
„Infanterie Sturmabzeichen in Silber“
Ansicht des Briefes
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