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Brief (Transkript)

Martin Meier an seine Ehefrau am 16.04.1941 (3.2002.0904)

 

Frankreich, den 16. April 1941.


17.)

Mein liebes Herzele,

heute muss ich mich wieder für 3 Briefe bedanken. Nr. 13 (mit den Kätzchen) Nr. 17 und 18. Vielen Dank für Alles. Die Kätzchen waren mir ein schöner, lieber Gruss aus der Heimat.

17. April 1941.

Soeben ist auch der Nr. 20 angekommen. Nr. 19 fehlt noch.
Liebste Du wirst Dich wohl sehr wundern, dass ich erst am nächsten Tag weiterschreibe. Aber es ging nicht anders. Gestern abend hatte ich im Nachtdienst angefangen. Ich musste aber leider unterbrechen, denn es ging mächtig los. Diesmal hat London was zu sehen und hören bekommen, wie noch nie. 10 Stunden lang saß ich am Gerät. Die ganze Nacht hindurch dauerten die schweren Angriffe. Das war die Strafe für den letzten Angriff auf Berlin. Als heute mittag hierüber eine Sondermeldung kam, mussten wir lachen, denn wir wussten ja alles schon viel früher. Immer wenn Du was hörst von schweren Angriffen auf England, dann weißt Du, dass ich eine arbeitsreiche Nacht hinter mir habe. Heute früh war ich so müde, dass ich gleich ins Bett geplumst bin. Nun schreibe ich Dir diesen Brief. Du darfst nicht böse sein, wenn ich in dieser Zeit nicht so oft schreiben kann. Es ist sehr schwer und anstrengend, der Dienst und dann kann man kaum einen klaren Gedanken fassen. Auch kann ich nicht immer solche inhaltsreichen Briefe schreiben. Das kann man nur, wenn einem so ums Herz ist. Aber lieb habe ich Dich trotzdem, egal weg. Das musst Du wissen, wenn Du mal Sehnsucht hast, dann lies Dir Brief Nr. 1 durch. Hier habe ich alle meine Gedanken und Gefühle festgelegt. Ja, wenn man so spazieren geht und sieht so einen kleinen Racker da herumlaufen, sieht die kleinen Benchen und Hände, dann denke ich so oft, wenn das doch deins wäre. Na ja, warten wir noch ein wenig. Jetzt wird gekämpft um den Kleinen eine gesicherte Heimat zu geben. Liebes Hasele, bitte nicht traurig sein, es wird alles einmal gut. Die Kätzchen stehen hier und duften so herrlich. Ich hab sie gleich ins Wasser gestellt. Einen schönen Gruss hast Du mir damit gesandt. Wann bekomme ich eigentlich von Dir die Fotos? Mit einem Bild von Dir wird es wohl auch nichts? Nicht etwa weil es noch nicht da ist, sondern weil auf Deiner Ausgabenaufstellung gar kein Betrag dafür angegeben ist. Na, Du wirst es schon richtig machen. Die Teppiche sind wohl auch nicht da. Schreibe mir bitte immer gleich alles. Ist Dir Gerhard seine Privatadresse bekannt? Ich hätte ihm so gern mal geschrieben. Dass es Ostern bei Euch kein schönes Wetter war, bedauere ich sehr. Hier war heute wieder ein wunderbarer Sonnenschein. Am 20. zu Adolfs Geburtstag ist hoffentlich mit Jugoslawien alles vorbei. Damit wir endlich gegen das engl. Mutterland können. Nun lass es Dir gut gehen und grüsse bitte alle zu Hause.
Es grüsst und küsst Dich vielmals in Liebe
Dein Martin

 

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