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Brief (Transkript)

Martin Meier an seine Ehefrau am 10.07.1940 (3.2002.0904)

 

Versailles, 10.7.1940.



Liebste Frau!

Bin ich nicht fleissig im Schreiben? Und Du? Am 8.7. habe ich mal wieder ein Lebenszeichen von Dir erhalten. Leider wieder nur einen Zettel. Es wundert mich eigentlich, dass Du von mir keine Post von hier bekommen hast. Aber Dein Brief ist ja schon am 2.7. abgegangen. Er hat also 6 Tage bis zu mir gebraucht. Aber währenddessen wirst Du sicher schon viel von mir bekommen haben. Und hoffentlich alles, was unterwegs gewesen ist. Gestern, den 9.7.1940 sind auch die Päckchen 12 + 13 mit Kakao, und ein weiteres # 14 (nummeriert) auch mit Kakao an Dich abgegangen. Beide Schachteln (12+13) sind von mir geöffnet worden und ich habe überall etwas herausgenommen, weil sie sonst zu schwer geworden wären, der Rest ist im Päckchen # 14 an Dich abgegangen. Ich bin wirklich gespannt, ob alles richtig. Schade wäre es ja, wenn etwas verloren gehen sollte. Denn ich hab so meine ganze Löhnung immer angelegt. Schreibe mir doch bitte wieder jeden Tag, mein kleines Haseli. Ich freue mich jedesmal sehr über Deine Briefe. Und an die Feldpostnummer 20735 brauchst Du nicht mehr zu schreiben, denn ich bin ja nicht mehr bei der Kompanie. An Mutti, Hildchen und Theo habe ich auch je eine Karte geschrieben. Alle 3 Karten sind in einem Umschlag an Mutti gegangen. Hoffentlich hat der Zoll keins der Päckchen geöffnet und erhebt nun von Dir darauf Zoll. Dann lass es lieber zurückgehen. Denn bei dem geringen Wert der einzelnen Päckchen wäre es Unsinn dafür noch soviel Zoll zu bezahlen. Ist Theo immer noch zu Hause? Nun lohnt es sich ja kaum mehr noch rauszugehen. Er soll man da bleiben und gemütlich in der grünen Wiese seine Molle zwitschern und Dich bei Gelegenheit mit ins Kino nehmen. Dann tut er schon ein gutes Werk. Denn Du gehst ja doch nicht allein. Aber keine Dummheiten machen, sonst kracht’s wenn ich nach Hause komme. Heute scheint hier wieder herrlich die Sonne. Es ist so das richtige Wetter zum Spazieren gehen. Schade, dass der Sommer so hingeht, und man garnichts davon hat. Aber Herbst ist ja auch noch ganz schön. Und bis dahin, hoffe ich, werde ich doch sicher wieder bei Dir sein. Ob Du diesen Brief zum Sonntag bekommst? Was macht unsere Wohnung? Ist da schon ein kleiner Fortschritt zu bemerken? Ist denn in unserem Hause schon Familienzuwachs eingetroffen? Weißt Du was ich heute essen möchte? Gebratenes Hähnchen mit grünem Salat und neue Kartoffeln. Und nachmittags Torte, Torte in unheimlichen Mengen. Da würde ich wieder mal futtern, bis ich nicht mehr schnaufen könnte. Da beneide ich Theophil. Der hat das Glück gehörig von Euch beiden Frauen und der Jungfrau verwöhnt zu werden. Läuft sie denn schon in dem neuen Lätzchen rum? Hat sich Mutti etwas über die Schokolade gefreut? 12 Stück Seife müssen jetzt im Ganzen bei Dir eingegangen sein, ferner ½ Pfd. Bohnenkaffee, 2 ½ Pfd. Kakao und die Creme. Wie hat der Kakao geschmeckt? Wohl immer noch besser als der, den man in Berlin, evt. bekommt. Und von dem Kaffe habt Ihr Euch doch auch gleich eine Kanne voll gekocht? Hauptsache es hat Euch gut geschmeckt. Wir bekommen hier auch nur Bohnenkaffee bei der Kompanie. Nun für heute mal wieder Schluss. Bestelle bitte allen wieder meine ergebensten Grüsse und auch Du mein liebes kleines Frauchen, sei vielmals gegrüsst und geküsst von Deinem Dich sehr liebenden Mann.

 

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