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Brief (Transkript)

Martin Meier an seine Ehefrau am 04.07.1940 (3.2002.0904)

 

Versailles 4./7.1940



Mein liebes kleines Frauchen!

Hurrah! Heute ist Post gekommen. 3 Briefe habe ich erhalten. Einen ohne Nummer vom 24.6. und Nr. 9 vom 25.6. und 10 vom 27.6. Endlich mal ein paar Zeilen von Dir. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Schade, dass sie nur so kurz waren. Ich hatte sie so schnell ausgelesen. Ich muss Dir darum gleich wieder Antwort geben. Denn wenn Du erfährst, dass ich Post erhalten habe, wirst Du gleich wieder einen längeren Brief schreiben. Nun zum Inhalt. 1. Soll ich zusehen, dass ich Speck bekomme. Das ist leider unmöglich, denn Esswaren sind hier kaum zu beschaffen. Denn Frankreich hat auch nicht viel zu Essen und muss noch unsere ganzen Besatzungstruppen ernähren. Aussserdem kann ich von hier aus gar keine Pakete schicken. Die dürfen nämlich nicht über 250 gr. wiegen und gehen durch den Zoll. Also mit schicken ist nicht, aber vielleicht kann ich Dir später, wenn ich wieder nach Deutschland komme, etwas anderes mitbringen. Hier gibt es kaum noch etwas zu kaufen. Alle Läden stehen schon leer. Du kannst Dir garnicht vorstellen, wie die deutschen Soldaten, und was sie alles kaufen. In Versailles gibt es keinen Koffer, keine Aktentasche, kein Hemd, keinen Strumpf, keine Filmkamera, keinen Fotoapparat, keinen Schuh, kein Hemd, nichts mehr. Wir müssten an einen anderen Ort kommen, wo noch keine deutschen Soldaten hingekommen sind. Dann könnte man eventuell noch etwas bekommen. Um Latschen werde ich mich noch etwas bemühen, ebenso um Seife. Denn bin ja kein Handelsmann und muss das alles jetzt tragen und durch den Zoll schmuggeln, denn ich habe keinen Wagen mehr. Aber davon schreibe ich später. Theo brauch keine Angst mehr haben, dass er zu spät kommt, er hat den Anschluss schon verpasst. Frankreich ist an den meisten Stellen vollkommen ausverkauft. Vielleicht ist aber noch was in England zu holen. Wir werden ja sehen. Die Hauptsache ist, dass der Krieg bald zu Ende geht und ich mein liebes Frauchen bald wieder in die Arme schließen kann. Hast Du meinen vorigen Brief aus Versailles schon erhalten? Mein Päckchen hast Du also erhalten. Hast Du Dich ein wenig gefreut? Viel konnte ich ja nicht schicken, musst eben zufrieden sein, denn in Deutschland hätte es garnichts gegeben. Lasst ihn Euch man gut schmecken und denkt dabei ein wenig an mich. Du schreibst, dass die Gemeinde jetzt nur 41.- RM zahlt. Vielleicht kannst Du mir in Deinem nächsten Brief aufschreiben, was Du von der Bank bekommst. Ich muss doch wissen wie die Finanzen stehen. Nun zur Wohnung. Also bis jetzt ist sie noch nicht fertig. Beeile Dich man, denn wenn ich nach Hause komme, will ich mich ins saubere gemütliche Heim setzen und ausruhen bei meinem kleinen Haseli. Dass unser Wagen morgen eingezogen wird, hat mich wirklich erschüttert. Schade, schade. Aber da kann man ja nichts machen. Müssen wir uns eben einen neuen kaufen später. Vergesst nur nicht, den Betrag dafür zu kassieren. Schade um den Wagen, der war einem schon direkt ans Herz gewachsen. Dass es hier Wagen für 25.- - 30.- Mk geben soll, ist wohl ein Aprilscherz von Dir. Erstens sind die Wagen fast so teuer wie bei uns und zweitens gibt es garkeine, denn sie sind alle beschlagnahmt worden. Alle sparen nach dem Krieg einen neuen zu kaufen. Also meinen Wagen bin ich hier losgeworden. Ich bin auch nicht mehr bei der Kladower Kompanie sondern in eine Süddeutsche Nachrichtenkompanie versetzt, die ihren Sitz auf der Burg Hohenzollern hatte. Nach Kladow werde ich wohl kaum zurückkommen. Ich bin jetzt nur noch als Funker hier, also im Moment kein Kraftfahrer mehr. Aber das ändert sich ja alle Augenblicke. Wir liegen hier sehr schön. Ich lege eine Karte bei, wo das Kreuz ist, schlafe ich. Hier ist es immer sehr heiss jetzt. Nur heute war es etwas bewölkt.
Dass Du so viel arbeiten musst, meine Liebste macht mir am meisten Sorgen. Sieh nur zu, dass Du mit den Nerven nicht herunterkommst. Denn das überarbeiten […]

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