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Brief (Transkript)

Anton Böhrer an seine Schwester am 31.08.1943 (3.2002.0889)

 

31.8.1943



Liebe Adolfine!

Hab recht vielen Dank für Deinen lb. Brief vom 16.8. mit dem Neuigkeitsbrief, den ich vor einigen Tagen erhielt. Mir selbst geht es gesundheitlich noch gut, muß jedoch in Bälde einmal zum Zahnarzt, was zunächst nicht möglich ist. Sonst ist es bei uns noch ziemlich „abwechslungsreich“, Du hörst es ja fast jeden Tag im Wehrmachtsbericht. Mit den Fliegern haben wir wieder mehr Ruhe, doch sonst könnte man nicht sagen, daß bei uns nichts los ist. Der Russe erleidet auch hier eine ganz schöne Schlappe. Man muß nur staunen, wo die vielen Panzer immer wieder herkommen, doch einmal wird er sich auch den Schädel einrennen. Die kleinen Geländeverluste bedeuten ja für uns gar nichts. Am meisten ärgert es mich, wenn Leute behaupten u. schon Angst haben, in dieser Ortschaft, die natürlich total zerstört ist u. kein Haus mehr ganz geblieben ist, sitzt der Russe u. deshalb verlieren wir den Krieg. Russland ist ja so groß u. da kommt es uns wahrhaftig nicht auf ein paar lumpige Kilometer an. Morgen gehen wir nun in das fünfte Kriegsjahr, das uns doch sicherlich die endgültige Entscheidung bringen wird. Unsere lb. Engländer bekommen hoffentlich in Bälde den schon längst verdienten Vergeltungsschlag, damit das Volk im Westen u. Süden des Reiches wieder in Ruhe seiner Arbeit nachgehen kann. Ich glaube, daß unsere Führung in dieser Hinsicht alle Hebel in Bewegung setzen wird um diesen Mordbanditen endlich einmal zu zeigen, daß wir Deutsche auch noch da sind. Seither spürten sie ja noch nichts vom Kriege.
Durch den Umzug von Lore mit Anhang hast Du wohl mehr Unterhaltung, aber auch Arbeit , doch ist es besser als ganz fremde Menschen, die für ein gutes Heim keinen Sinn mehr haben. Einen „offenen“ Brief zu schreiben wird natürlich auch nicht mehr möglich sein, aber es ist immer am besten man erzieht von Anfang an seine Leute. Nun ja Du wirst es ja am besten wissen, wie Du das zu bewältigen hast. Eines würde mich noch interessieren wie nun die anderen Möbel aussehen. –
Jetzt wird wohl die Zwetschgenernte beginnen, wo Du recht Arbeit hast. Ein gutes Stückchen Zwetschgenkuchen würde ich auch ganz gern einmal wieder essen, aber das müssen wir eben auf spätere Tage vertagen. Nahrungsmäßig geht es uns trotzdem nicht schlecht, wo es noch Gemüse gibt. Fast hätte ich es ganz vergessen, Dir für den schönen Fussball, der vor 2 Tg. ankam zu danken. Jetzt können wir natürlich nicht spielen, da es die Kampflage nicht zulässt u. alle Leute tüchtig eingespannt sind. Es ist aber auch möglich, daß wir nach über 2 Jhr. Russlandeinsatz, doch noch einmal herausgezogen werden.
Und nun habe wieder genug berichtet. Lasse also bald wieder hören, bleibe schön gesund u. sei für heute recht herzlich gegrüßt von Deinem Bruder
Anton

 

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