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Brief (Transkript)

Anton Böhrer an seine Eltern und Schwester am 25.12.1941 (3.2002.0889)

 

25. Dez. 1941



Meine Lieben!
Unsere Weihnachtsfeier, welche wir gestern am Christabend veranstalteten, war für uns alle ein einzigartiges Erlebnis. Die Stimmung in unserem neuen Saal, der von guten Malern sehr schön gestaltet wurde gab ein sehr feierliches Bild ab. Das Programm selbst, das ich zusammenstellte war ein voller Erfolg, da der besinnliche sowie der freie Teil sehr gut sich harmonisch ineinanderfügten. Alle Soldaten wurden ganz groß beschert. Ich ließ aus besparten Beständen Sträuselkuchen backen, wo jeder über die Feiertage zusätzlich zur Verpflegung bekommt. Auch Marketenderwaren waren noch zeitig zur Stelle u. so gab es für jeden einen Schuhwichse oder Zahnpasta oder Hautcreme u. die Hauptsache 3 Tafeln Schokolade u. 75 Zigaretten u. 2 Zigarren. Es konnte sich also niemand beschweren u. jeder freute sich über das äußerst reichhaltige Geschenk. Unsere Spirituosen wollen für Sylvester aufheben. Unser Ober Akrobat u. sonst noch Komiker, der selber auf sehr vielen Bühnen im Reich aufgetreten ist konnte leider seine Vorführungen nicht starten lassen, da er kurz zuvor magenkrank wurde. Aber hoffen wir, daß wir uns an Sylvester an seiner Kunst mehr erfreuen können. Gestern feierte ich dann noch mit 4 Kameraden u. es war sehr schön gewesen. Willy ist gerade noch von Schlesien vor dem Fest rechtzeitig zurückgekehrt u. so habe ich mich auf seine Grüße von Euch allen recht gefreut. Es scheint also noch alles in Ordnung zu sein, was für mich wieder eine gewisse Beruhigung ist, denn die Post war bei uns etwas zu lange ausgeblieben. Ihr werdet das Fest am Heiligen Abend sicher wieder sehr feierlich begangen haben. Schade, daß ich natürlich nicht in Urlaub kommen konnte. Wenn Ihr den Artikel der Zeitung erhaltet, der übrigens von Generalfeldm. Reichenau stammt, der nun die Heeresgruppe Süd führt, werdet Ihr manches viel eher verstehen. Mir geht es also auch noch gut u. ich habe einen sehr guten Chef erhalten, der auch so recht zu meinem Wesen paßt. Man braucht oft gar nicht lange zu fragen, sondern nur einander in die Augen sehen u. so weiß man schon was man zu tuen hat u. wie man daran ist. Es ist wirklich ein sehr feiner Herr den wir hoffentlich länger als wie vorgesehen behalten werden. –
Meine Paketpost hat auch gut geklapt u. Adolfine kann man nur loben was sie da alles für feine Sachen zurecht gemacht hat. Es kam also an beim Weihnachtsmann 1, die Hutzeln vom 17/10 abgestempelt in Hardheim. Kuchen, Likör den ich noch nicht versucht habe, die extra guten Lebkuchen mit den Zimtsternen Kekse Lichtbilder u. Romane. Für das alles danke ich Euch allen recht herzlich. Einige Pakete werden wohl noch ausstehen, doch werden sie auch blad kommen, denn wir haben ausnahmsweise wieder normalen Postempfang, über den wir uns sehr freuen. Von Frl. Brügel bekam ich auch ein sehr feines gepacktes Paket mit Fotografie. Zuerst wußte ich ja gar nicht, von wem das Päckchen eigentlich sein könnte, aber dann als ich das Bild sah wußte ich gleich Bescheid. Von Mathilde Hafners mit sehr schlechten Gebäck, die reinsten Sandkörnern u. heute von Maria konnte ich auch ein Päckchen erhalten. Maria legte eine Fotografie von mir bei, die aber nicht gut entwickelt ist. Eine unverhoffte Aufnahme von mir will ich beilegen u. hoffe, daß sie Euch gut gefällt. Zur Ausstellung eignet sie sich natürlich nicht. Von Charkoff von den abgebrannten Hotels habe ich auch sehr schöne Aufnahmen gemacht. Die Juden sind nun glücklich ausgewandert. Die ukrainische Bevölkerung hat sich sehr darüber gefreut, denn die Schiesserei in der Nacht hat doch nachgelassen. Viele von dem Judenvolk hat natürlich nicht sein zugewiesenes Barackenlager erreicht u. ist schon unterwegs zugrunde gegangen. Diesem Gesindel verdanken wir den ganzen Krieg u. es ist gut, daß sie nun zusammengesperrt werden u. von sich selbst aus zugrunde gehen. Manche Kugel wir gespart u. der Nachschub hat leichtere Arbeit. In diesem Sinne darf man nie ein Erbarmen haben. Ich wünschte Euch nur Ihr hättet diese Gestalten alle gesehen. Z.Z. geht man nun daran die Hunde, die am Anfang noch sehr stark während der Nacht gebellt haben abzuschlachten um sie zu verzehren, denn wer nicht arbeitet bekommt auch nichts zu essen, was sehr richtig ist für das faule Pack, das sonst nur auf dem warmen Ofen sitzen würde. – Nun hätte ich noch einige Wünsche u.z. handelt es sich (dar)um ein Blitzlichter von Maria einen guten Taschenatlas (aber neue Ausg.) Rasierklingen. Wenn Du mir lb. Adolfine diese drei Sachen besorgen könntest, so würde mich das sehr freuen. Nun will ich aber schließen, denn es ist schon wieder sehr spät u. ich kam gestern auch nicht zu früh zur Ruhe. Also laßt es Euch Alle recht gut gehen u. grüßt auch die Buchener denen ich auch in Bälde schreiben werde u. alle anderen.

Euch nochmals nur Gutes wünschend grüßt Euch auf’s herzlichste Euer dankbarer Sohn u. Bruder
Anton

Was schreibt Stefan? Ich habe von Ihm lange nichts mehr gehört. Es kann aber sein, daß ein Brief von ihm noch zurück ist.

Wm. Anton Böhrer
38168 A

 

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