Brief (Transkript)
Anton Böhrer an seine Schwester am 11.05.1941 (3.2002.0889)
P, den 11.Mai 1941
Meine Lieben!
Für die vier Päckchen u. den lb. Brief von Vater mit dem Geld recht herzlichen Dank. Der Kuchen hat mit ausgezeichnet geschmeckt. Im allgemeinen braucht nun die Briefpost nur 4 Tg. jedoch hat Adolphines Brief länger unterwegs gelegen als das letzte Päckchen. Creme habe ich nun genug auch Filme habe ich auf Lager, da kann es also nicht schief gehen. Meinen Geburtstag habe ich äußerst ruhig gefeiert, denn es gab kaum Bier u. der scharfe Wurca schmeckt nicht mehr so gut. Am gleichen Tag kam ich von meinem Vorkomando zurück in die alte Kaserne, wo es natürlich viel besser ist als in dem ewigen Dreck. Wann wir natürlich von hier scheiden müßen weiß man nicht. In Rußland scheint es nun ruhiger zu sein, wenn man das letzte Dementi der Tass berücksichtigen darf. Unsere Truppen liegen nun in fast allen europäischen Ländern u. es ist kaum anzunehmen, daß wir noch außer England in Europa noch mehr Staaten besetzen werden. Was schreibt Becke Franz aus Jugoslawien? u wer steckt eigentlich in Afrika? Im Irak geht es nun richtig los, doch scheinen die Engländer auch dort wenig Glück zu haben sonst wären wohl die Panzerangriffe von Erfolg gewesen. Heute war wieder ein Großangriff auf London. Mit der Zeit muß es doch der Bevölkerung auch zu dumm werden. Der Führer hat Churchill ja ordentlich die Meinung gesagt. Meldungen hört man in letzter Zeit aus England sehr wenige. Unsere Verluste waren im Südosten sehr gering, wenn man die zugegebenen von England berücksichtigt, die nun 11500 Mann zugaben. Wer weiß wie viele noch in Kreta untergehen. Karl habe ich heute auch geschrieben, damit er eine genaue Bodenuntersuchung machen läßt. Ich denke, daß es ein sehr nettes Grundstück wäre u. ich glaube vor allen Dingen nicht, daß es nach dem Kriege noch eine günstige Gelegenheit geben würde. Ein großes Zusammenhängendes Stück ist zudem schwer zu erwerben. Man sieht es ja an Schmelzens Berg in A-burg wo die Anliegen noch sehr teuer waren. Bei einer Obstanlage mit Hochbusch muß man eben auch immer berücksichtigen daß sie erst in 4 Jhr. einen annehmbaren Vertrag bringt u. erst in 6-8 Jhr. je nach Sorten u. Klima u. Bodenverhältnissen sich bezahlbar macht. Je länger man wartet je später erntet man. An der Baumfrage würde es im Herbst auch nicht schief gehen, denn ich habe sie schon proforma in Meckenheim bestellt. Neulich bekam ich auch von dort meine Abrechnung mit 181 Mk. die ganz nett ist. Im Betrieb fehlt es natürlich immer noch an Leuten, doch sind die notwendigsten Arbeiten getan. Ich würde gerne einmal in Urlaub fahren, doch ist er jetzt endgültig mit einer Ausnahme u.z. [?] Todesfall gesperrt. Wenn Ihr nun wegen dem Grundstück Nachricht habt könnt Ihr mir diese mitteilen. Es freut mich, daß das Grab zu Ostern schön war, nach den Eisheiligen wird man es sicher frisch bepflanzen müssen. Sind die Rosen alle noch in Ordnung oder haben sie stark gelitten? In den Lokalen kann man ab u. zu etwas zum Abendbrot kaufen jedoch ist es keine Heimatkost. Den vielen Rinderbraten bekommt man allmählich auch satt. Schweine gibt es kaum nur Federvieh u. Eier.
Für Heute alles Gute u. nochmals recht schönen Dank für die Päckchen u. das Geld
Es grüßt Euch recht herzlich Euer
Anton
Ansicht des Briefes
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