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Brief (Transkript)

Kurt Marlow an seine Mutter am 10.05.1944 (3.2002.0884)

 

Guben, den 10. 5. 44.



Liebe Mama,

Wie Du ja durch Doris erfahren haben wirst, bin ich doch noch am Montag Abend hier wohlbehalten gelandet. Ich habe während des gesamten Alarmes in dem Keller des Schlesischen Bahnhofes gesessen, es hat wieder einmal ganz schön gerumst. In dem Keller sass man ziemmlich sicher, das Licht ging aber gleich nach den ersten Bombeneinschlägen aus. Einige Kleinigkeiten auf dem Bahnhof haben zwar gebrannt, der Zugverkehr war aber doch gestört. Um 17.30 mussten wir Alle sehen, wie wir am besten auf eigene Faust zu unserem Ziel kommen. Ich fuhr bis Warschauer Brücke, lief bis Bhf. Ostkreuz und dann mit einem Tempowagen bis Karlshorst. Von hier fuhr die Stadtbahn bis Erckner, hier hatte ich gleich Anschluss mit der Bahn nach Fürstenwalde. Dort stand gleich ein anderer Zug Frankfurt/Oder. Auch hier hatte ich sofort wieder Glück ein Fronturlauberzug stand auf dem gleichen Bahnsteig, mit diesem rauschte ich dann sehr fix nach Guben, um 22.00 Uhr war ich schon an Ort und Stelle. Du siehst, ich hatte noch mächtigen Dusel trotz der Zwischenfälle. Doris hatte in der Zwischenzeit schon hier angerufen, sie wollte wissen, ob ich gesund hier angekommen bin. Ich meldete gleich ein dringendes Gespräch an, nach einer halben Stunde war die Verbindung hergestellt, also auch diese Angelegenheit hat prima geklappt. Ich habe gleich im Lazarett geschlafen.
Am nächsten Tage traf auf nüchternen Magen ein Transport ein, meine Arbeit riss also garnicht erst ab. Die Verwundeten waren aber alle leichte Fälle, die Herren waren schon fast alle abgeheilt ehe sie hier auf Umwegen eintrafen.
Heute habe ich Dienst, aus diesem Grunde muss ich aufhören, es ist gleich 21.00 Uhr und die Kadetten erscheinen am laufenden Bande von ihrem Ausgang.
Sei also recht herzlich gegrüsst von
Deinem Kurt.

 

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