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Brief (Transkript)

Kurt Marlow an seine Ehefrau am 21.10.1941 (3.2002.0884)

 

21. Okt. 1941


Nr.70.

Mein liebes gutes Dorlechen!

Ich schrieb Dir zwar gestern einen Brief aber Du wirst doch wohl nichts dagegen haben wenn Du heute auch einige Zeilen erhältst. So eine kleine Krankheit hat direkt etwas für sich man kann so wunderbar seine Post erledigen.
Was Du mir da in Brief Nr. 69 von Urlaub erzählst, klingt einfach wunderbar es ist leider zu schön um wahr zu sein. Na vielleicht ist der Urlaub auch garnicht mehr fern, wenn es nach den einzelnen Parolen geht, fahren wir direkt in die Heimat, ich hätte wenigstens nichts dagegen. Wie ich mich auf unser Beisammensein freuen würde glaubst Du garnicht. Du verstehst immer alles so nett und freundlich herzurichten, jetzt nach diesen vielen Mist kann man das erst richtig beurteilen, Du selbst riechst stehst so frisch und angenehm nach Mondamin was ich doch so gern schnuppere. Ich liege doch so gern an Deiner Schulter und befühle Dich, nur weil ich alles an Dir lieb habe.
Das Mädchen aus der R.f.lb. [?] hat ja mächtigen Dusel gehabt, jeder soll eben das Glück haben das er verdient. Was Du mir von den vielen Ausländern und Juden schreibst habe ich hier schon von verschiedenen Seiten gehört. Die Italiener sollen sich ja überall doll aufführen, in der Arbeit stinkend faul dazu noch einen großen Rand. Eine Frau die sich mit solchem Gesindel abgibt gehört Wichse und noch einmal Wichse. Was ist denn mit diesen Kadetten los, überall wo sie hinkommen beziehen sie eine Niederlage nach der anderen, die Deutschen haben dann die Ehre die verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Das ist schon ein Volk große Schnauze und nichts dahinter. Genau so ist es mit den Rumänen, Tschechen, Polacken usw., wir haben sie ja zur genüge kennengelernt, deutsch bleibt deutsch da gibt’s nichts dran zu rütteln. Ich möchte mal diese Staaten sehen wenn sie so einen Gegner wie England hätten was aus ihnen geworden wäre, ganz und gar zu schweigen von Rußland. Man steht nur immer wieder vor einem Rätsel wie es der einfache deutsche Soldat fertiggebracht hat, so einen Gegner der bis ins Unendliche bewaffnet war zu bezwingen. Wenn diese Riesenheere erst einmal ins Rollen gekommen wäre Deutschland restlos zerschlagen worden, so hat es aber das Schicksal noch einmal gut gemeint. Dem armen England wird buchstäblich der Hut hochgehen wenn erst die deutsche Infanterie in ihrem eigenen Lande marschiert, da bleibt kein Auge trocken das sage ich Dir. Von den Juden wollen wir schon gar nicht reden denn von dieser Sorte Mensch ist jeder restlos bedient, mir genügt das Wort „Lemberg“.
Die Sache mit dem Brief der irrtümlich an meine Mutter ging ist mir direkt „peinlich“, aber in der Hitze des „Gefechts“ kann es schon einmal vorkommen. Auf diese Art hat meine Mutter wenigstens mal gesehen, daß wir nicht über sie herziehen und keine großartigen Geheimnisse zu verbergen haben. In diesem Monat bekommst Du von mir wieder 100,- Rm, mehr dürfen nämlich nicht geschickt werden. Es darf jetzt nur noch einmal im Monat und zwar am letzten Donnerstag 100,- Rm abgesandt werden. Die einzelnen Beträge wirst Du ja nun in der Zwischenzeit empfangen haben, in unserem Postbuch werden diese Summen auch noch doppelt mit eingetragen, die Quittungen hebe ich mir natürlich stets auf. Wir müssen dann doch bald die Dritte Mille erreicht haben, ich spare jedenfalls jeden Sechser. Mensch Schieter wenn wir später durch die Geschäfte zittern ist ja der Hund los, die Verkäuferinnen sehen dann Spiralen. Unsere kleine „Zündapp“ muß dann schleppen, daß sich die Achsen biegen. Wir werden dann durch Berlin ziehen sodaß jeder das Vergnügen hat unseren Gummi zu riechen. Ach Dorlechen wird das ein Fest werden ich kann es gar nicht erwarten. Ich werde dann mit Dir über die Landstraße brausen, daß die Chausseebäume einem Staketenzaun gleich, Du wirst Dich vor Angst in dem Seitenwagen verkrümeln, 50 % mußt Du natürlich wieder einmal abziehen.
Für heute möchte ich schließen, behalte mich ja lieb sonst bumst es. Unzählige Grüße
und Küsse sendet Dir
Dein Kurt

Die Schrift ist beschissen aber auf Stroh schreibt es sich nicht besser. Ach so, wenn Du das Geld von der Unterstützungsstelle abholst erkundige Dich doch einmal ob sie nicht verpflichtet sind, die Garage zu bezahlen. Seitdem wir Kriegsbesoldung empfangen hat es sich doch von Grund auf geändert, oder bezahlen sie schon die Unterstützung? Man verblödet hier tatsächlich von nichts hat man mehr Ahnung, die Zeitungen die eintreffen sind stets 5 Wochen alt. Wir wissen noch nicht einmal was 10 Km ab passiert weil man durch die vielen Gerüchte doch nichts mehr glaubt. Bei uns nur noch „Stur - Heil“. Sei jetzt noch einmal herzlichst geküßt von Deinem Kurt.

 

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