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Brief (Transkript)

Kurt Marlow an seine Ehefrau am 30.08.1941 (3.2002.0884)

 

30. Aug. 1941.


Nr.55.
Meine liebe kleine Doris!

Lache nicht wenn ich Dir jetzt schreibe was ich vor einer Stunde von der Post bekommen habe, es trafen ein Brief Nr. 49, 50 und 58, von Elsa Geburtstagsglückwünsche und ein Bild der kleinen Monika, außerdem von Deiner Mutter auch ein Geburtstagsglückwunsch dazu noch ein Brief meiner Mutter vom 29.7. Uns allen fehlte die Post gerade dieser Tage, jeder dachte sie wäre verloren gegangen nun ist sie doch noch eingetroffen. Monika ist ja für ihre 5 Monate ein strammes Mädel, na ja bei so einem Patenonkel auch kein Wunder. Das Bild schicke ich Dir zurück denn hier geht es blos zum Teufel, hebe es aber gut auf. Nun zu Deinem Brief Nr. 49. Was sich da die Eva Buhk [?] Ding geleistet hat ist ja einfach toll. Setzen wie die Karnickel Kinder in die Welt, aber was mal aus ihnen später wird so weit reicht der Zwirn nicht. So in die Betten gehen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann jeder, so wie bei jeder Handlung muß man auch hier mit Überlegung zu Werke gehen. Was soll nun aus diesen Würmern werden? Solche Ehepaare müßten nach Rußland ziehen, hier sind solche Zustände an der Tagesordnung. Ausgerechnet sind ihre Kinder noch nicht einmal kerngesund sondern leiden an den schwersten Krankheiten, mit solchen Leuten muß man eben jeglichen Verkehr abbrechen. Unsere riesengroße Gutmütigkeit die schon bald an Dummheit grenzt wird bloß von solchen Kadetten nach allen Regeln der Kunst ausgenutzt, Man unterstützt sie mit irgendwelchen Sachen und diese sind in kurzer Zeit hingehunzt bei mir ist ja endgültig der Groschen gefallen. Du wirst staunen wie ich mich geändert habe, bei mir hat jegliches Mitgefühl aufgehört zu existieren. Bei mir können sie jetzt ankommen mit was sie wollen es gibt nichts mehr, ich sehe jetzt nur noch zu wo ich bleibe, Egoismus kann nie verkehrt sein. In so einem Kriege wie er hier geführt wird ändert sich der Mensch von Grund auf, und es ist gut so, die beste Erziehung geht zu Boden. Hier wird man eben mit Gewalt zu einem wirklich brauchbaren Menschen erzogen, die Schicksale der Zivilisten interessieren einen überhaupt nicht mehr weil wir sie gar nicht für voll ansehen. Den Herrschaften in der Heimat geht es viel zu gut sonst kämen sie garnicht af solche dußlichen Gedanken auseinander zu rennen. Sollst mal sehen wie diese Hirten sich nach ihrem Zuhause sehnen würden wenn sie so in diesem Mist und Staub sitzen würden wie wir. Die Kadetten wissen ja ein Heim garnicht zu schätzen, krauchen jeden Abend in ihr Bett und lassen den Herrgott einen guten Mann sein, weil es ihnen zu gut geht kommen sie auf die unmöglichsten Gedankengänge und öden sich zum Schluß an. Es ist nur immer wieder schade, daß diese Brüder es nicht nötig haben Soldat zu sein. und einmal eine richtige Trennung, wo auch ihr Leben auf dem Spiele steht, durchzumachen. Ihr Tag verläuft immer gleichförmig, gießen sich eins hinter die Binde und werden zum Schluß ulkig. Mir soll mal einer später sagen wir haben jeden Tag 8 - 10 Stunden schwer gearbeitet, wieviele Stunden reißen wir hier herunter und unter welchen Bedingungen, von dem Verdienst ganz und gar zu schweigen. Wir wünschen hier der gesamten Männerwelt die den Weltkrieg noch nicht mitgemacht haben nur einen einzigen Panzerangriff wo man tatsächlich nicht weiß ob es noch einmal gut abgehen wird, für die Zeit ihres Lebens wären sie kuriert.
Vorgestern habe ich wieder an Dich gedacht und 90,- Rm abgeschickt, übermorgen gibt es wieder einige Moneten, im Juli übersendete ich Dir 50,- Rm. Ich komme hier garnicht in die Verlegenheit Geld auszugeben, sich hier mit Geld zu schleppen kommt nicht in Frage, wie leicht kann es verloren gehen. Heute oder morgen soll es weiter gehen aber nur 30 Km, auch dort soll ein Ortslazarett eröffnet werden, wir sind nämlich schon wieder eingesetzt. Unser Ruhestand war nicht von langer Dauer man sprach sogar von 14 Tagen aber der Hund hat uns was. Ich habe in diesen 2 Tagen meine sämtlichen Sachen in Ordnung gebracht, Wäsche gewaschen, die Decken geklopft und gebürstet und andere Kleinigkeiten erledigt, die Tage sind sehr fix vergangen.
Liebe Doris, richte bitte Deiner Mutter herzliche Grüße aus betreffs der Glückwünsche, an Elsa schreibe ich einige Zeilen.
Es grüßt und küßt Dich in aller Liebe und Treue Dein Kurt.

 

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