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Brief (Transkript)

Kurt Marlow an seine Ehefrau am 16.07.1941 (3.2002.0884)

 

16.Juli 1941.


Nr. 42.

Mein liebes Frauchen!

Mit der Post ist es ja im Augenblick wirklich doll, denkst Du etwa ich habe schon etwas von Dir erhalten, nicht die Bohne. Aus diesem Grunde kann ich Dir auch nichts beantworten. Bei uns geht es jetzt ganz schön voran, es rollt wie man so schön sagt. Heute geht es schön wieder weiter man spricht von runden 70 Knoten, ich bedauere ja nur immer wieder unsere Infanterie die „Königin“ aller Waffen. Wir drücken ja nun alle mächtig die Daumen um ungefähr in die Richtung „Odessa“ zu kommen, aber ich glaube nicht daran. Bei uns wird sich in diesen Tagen allerlei tun eine russ. Armee soll eingekesselt sein, so ähnlich wie bei „Byalystok“ na den Herrschaften wird schon das notwendige besorgt werden. Was das hier für eine Gegend ist hat keiner für möglich gehalten, wie wir in diesem Kaff landeten waren wir direkt niedergeschlagen, man kann auch sagen restlos bedient. Die Häuser völlig verkommen, die Bewohner schrecklich dreckig und von wüstem Aussehen, dazu sehr sehr arm. Die Leute leben tatsächlich von der Hand in den Mund kein Bauer hat mehr wie eine Kuh. Uns soll mal einer später etwas von Kollektiv-Wirtschaft erzählen der bekommt gleich eins vor seinen vermoderten Dassel. Durch dieses System wird doch den Leuten die Lust an der Arbeit genommen, nichts gehört ihnen, jeder Gegenstand ist Eigentum von Väterchen Staat.
Was sagst Du zu Oberstleutnant Mölders ist der Mann nicht ganz groß? Man hört gar nichts mehr von Oberstlt. Galland er war doch mit Mölders in schärfster Konkurenz, immer nur mit 2 – 3 Abschüssen Unterschied, jeder versuchte den anderen zu übertrumpfen. Hier konnten sich ja auch die Flieger tummeln, der russ. Flieger taugt überhaupt nichts sonst hätten wir schon viel mehr verspüren müssen, denn was hat Rußland für eine ungeheure Anzahl von Flugzeugen gehabt. Ebenso ist es mit den russ. Panzern, wie laut Radiomeldung sollen die Verluste 11 000 betragen, wir glauben alle die Zahl ist zu niedrig, denn was liegt allein hier auf unserem kleinen Abschnitt schon von diesem Zeug herum und wie riesig ist die Front. Die meisten Panzer habe ich auch in der Gegend von Zloscow gesehen so etwas überhaupt noch nicht dagewesen, es war die größte Tankschlacht der Weltgeschichte. Jeder fragte sich nur immer wie ist es nur möglich, daß oft nur durch einen einzigen Schuß so ein Ungetüm außer Gefecht gesetzt werden kann.
Ja ich muß aufhören da es weitergehen soll, sei herzlichst gegrüßt und geküßt von Deinem Kurt.

 

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