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Brief (Transkript)

Kurt Marlow an seine Ehefrau am 03.06.1940 (3.2002.0884)

 

3. Mai (falsch: Juni)1940



Für Dich habe ich heute keine Anrede Du garstiges Weib, Du hast mich wieder einmal schrecklich geärgert. Also nun erst einmal der Reihe nach. Vor 3 Tagen bekam ich von Dir Brief 32 und heute 33, für den lieben Brief Nr. 32 vielen Dank Kleines. Über den Brief Nr. 33 habe ich mich maßlos geärgert, ja ich bin direkt verbittert!!!
Wenn Du mir noch einmal im voraus über eine zu erwartende Sache unkst lege ich Dich ganz glatt um, habe mir aus diesem Grunde schon ein Gewehr besorgt. Also was ist denn nun mit dem Ehestandsdarlehen eingetreten? Haben wir denn nun mit den 500,- Rm die höchste Summe die momentan zu erreichen ist, erlangt oder nicht? Und was hast Du mir verschiedene male geschrieben, die Summe richtet sich nach Deinem Einkommen, Du siehst Deine Prophezeiungen haben sich in das glatte Gegenteil, wohl zu Deiner Überraschung, verwandelt? Ich glaube Du hast nur mit 200,- Rm gerechnet? Und dann wagst Du mir wörtlich zu schreiben: Es war zu erwarten, denn ich hörte schon von verschiedenen jungen Paaren, daß jetzt nicht mehr als 500,- Rm bewilligt werden.“ Ich habe es mir soeben überlegt, ich will es doch lieber nicht mit Dir verderben, ich kann Dir eben nicht böse sein, geschweige von gleich totschießen. Um Dich Zwerg überhaupt schon zu treffen müßte ich ja noch an einem Schießkursus teilnehmen und dazu habe ich auch keine Lust.
Wir sind inzwischen wieder ganz schon herumgesaust, konnte also aus diesem Grunde nicht schreiben. Eben war ich schon wieder weg und zwar in einem anderen Ort um 30 Hosen abzuholen. Morgen früh fahren der Oberzahlmeister und ich nach Deutschland zurück, es geht über Belgien, Luxemburg in die bewußte Stadt, na Du weißt schon, am Nachmittag so gegen 16 Uhr sind wir wahrscheinlich wieder zurück. Du siehst Dein holder Gatte durcheilt in kürzester Zeit 3 Länder ohne mit der Wimper zu zucken.
Heute Nachmittag kamen über uns 250 schwere Heinkel-Bomber hinweggebraust, Allerwahrscheinlichkeit sind die wohl nach Dünkirchen geflogen. Na wo die ihre Eierchen fallen lassen da wächst so schnell kein Gras mehr. In Dünkirchen wird es ja nun allmählich Zeit, daß die Engländer verschwinden, in ihren Reihen muß ja ein schönes Durcheinander herrschen. Die Lage in Narvick muß ja sehr ernst sein, ich hörte vorhin im Radio, daß die Engländer an Zahl völlig überlegen seien, na es werden schon zur rechten Zeit die notwendigen Bomber herübergeschickt werden, Adolf wird schon wissen was zu tun ist.
Ja leider muß ich schon schließen, mein Stückchen Kerze ist völlig herunter gebrannt, aber ich schreibe bald wieder. Den Brief nehme ich morgen mit so hast Du ihn schneller.
Dorle, ich habe Dich wahnsinnig lieb. Es grüßt und küßt Dich
Dein Kurt

 

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