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Brief (Transkript)

Kurt Marlow an seine Ehefrau am 26.05.1940 (3.2002.0884)

 

26.5.1940.



Meine liebe Frau!

Heute ist Sonntag, nur habe ich bisher noch nichts davon gemerkt, denn was ist schon ein Sonntag ohne Dich. Außerdem war allerhand los, gleich am fühen Vormittag war über uns ein Luftgefecht zwischen vier feindlichen und einem deutschen Junkers-Transportflugzeug Typ Ju 52. Leider wurde das deutsche Flugzeug direkt über meinem Hause abgeschossen, landete nach einem fabelhaften Gleitflug in ungefähr 400 m Entfernung auf einer Wiese mehrere landwirtschaftliche Maschinen haben ihr Leben lassen müßen, es waren nur noch wüste Drahthaufen. Wir rannten natürlich sofort zum Landeplatz, der Besatzung ist nicht das geringste passiert, das Leitwerk war natürlich zertrümmert aber sonst ist das Flugzeug fast unbeschädigt geblieben. Der Führer erzählte uns, daß plötzlich die Steuerung versagt hätte denn sie war zerschossen, ich zählte 23 Einschüße. Außerdem ballert seit Stunden die französische Artillerie in den Nachbarort, eine Zeitlang direkt jede Sekunde ein Schuß, manchmal hopsten wir hier direkt einen Zentimeter hoch, das wackelte man nur alles nur so, der Ort muß ja dufte aussehen. Ausgerechnet ist dort noch unser Feldlazarett wir dachten es wäre dort gut aufgehoben, aber Du siehst sicher ist man nirgends, in der Etappe kann es einen auch erwischen.
Zufällig fand ich heute noch eine Zeitung in der die Berichte enthalten sind von denen ich Dir schon schrieb, vielleicht kannst Du sie auch meiner Mutter zeigen. Wenn man so die Zeitungen liest oder am Radio lauscht muß man doch über die deutschen Truppen staunen, jetzt sind sie schon am Kanal, die Nordarmee werden sie vielleicht jetzt schon völlig eingekreist haben. Ich bin ja nur gespannt wann es nun noch nach England herübergeht, in London sind ja schon Gräben gezogen worden. 3000 Beamte haben die Stadt verlassen, die Herrschaften haben sich eben mächtig verrechnet. Dorle, ich kann Dir nur sagen solche Heeresmassen wie hier in Marsch gesetzt wurden übertreffen einfach jede Vorstellung. Auf jedem kleineren Feldweg zogen endlose Kolonnen, von einem Berge aus gesehen war es jedesmal ein schönes Bild. Auf unsere Führung kann man wirklich ein großes Vertrauen haben, alles was sie anfäßt sitzt. Wenn doch nur endlich die großsprecherischen feindlichen Lügenmeldern das Handwerk gelegt werden würde. Den Juden in England wird schon das Herz vor Angst bubbern, man kann sich alles noch nicht so richtig vorstellen.
Heute haben wir uns Butter gekauft lb. 60 ch., Preise die sich sehen lassen können, bei uns gab es heute Nachmittag Kakao, zum Abend Bier, Liter 30 ch., aber fabelhaftes, die Verpflegung ist ganz groß.
Vor einigen Tagen schickte ich Dir per Postanweisung 25- Rm, diese wirst Du ja inzwischen empfangen haben, gestern wurde die Frontzulage ausgezahlt, was soll ich hier mit dem ganzen Geld. Jetzt erhälst Du ja auch so eine Riesenunterstützung wir müssen ja zu Geld kommen. Den Führerschein habe ich schon vor längerer Zeit erhalten ich schrieb es Dir übrigens auch.
So mein Kleines, ich muß jetzt schließen, es grüßt und küßt Dich Dein
Kurt

Junge, Junge ballert das.

 

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