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Brief (Transkript)

Wolfgang Kurth an seine Verlobte am 25.03.1945 (3.2002.0866)

 

den 25.3.45.


Nr. 74

Meine liebe, kleine Dodi;
meine einzige herrliche Frau! –

Der Sonntag geht nun seinem Ende entgegen und wieder ist es soweit, dass ich an Dich schreibe. –
Mein Lieb, ich habe gerade noch einmal Deine letzten Briefe durchgelesen und soviel dabei gefühlt, gelacht und geträumt. Du, aus Deinen Zeilen strömt eine so grosse, unendliche Liebe aus, soviel Glückseligkeit steht zwischen den Zeilen geschrieben, und doch, mein Dodilein, bewegt mich soviel, dass ich mit mir selbst kaum mehr zurechtkomme. Du, bisher erlebten wir gemeinsam nur glückliche, überglückliche Stunden und jeder Tag brachte nur Gutes. Wie aber wird es sein, wenn einmal ein schwerer Schicksalsschlag uns, oder einen von uns trifft? Werden wir stark genug ihn zu ertragen? Sag’ nicht, ich hätte trübe Gedanken! Vielleicht ist es wirklich so! –
Wie oft sagte und schrieb ich Dir, dass meine Liebe zu Dir ewig andauern wird, und – was auch kommen mag – Du allein bist die Frau die mich auf meinen Lebensweg begleiten wird. Schützen und schirmen will ich Dich und glücklich will ich Dich machen. Und diese meine Liebe, mein Herz, wird stärker und fester, von Tag zu Tag. Dodilein, in allem, Durcheinander steht eines ganz klar und fest. Du allein sollst meine Frau sein, Du bedeutest mir alles und nichts darf mich von Dir trennen. –
Meine kleine Frau, dies sind nicht etwa Worte eines „schwärmerischen Liebhabers“ sondern die Worte Deines so ernst veranlagten Wölfchen. Und wenn Du nicht meine Frau sein kannst, nun was kann ich mir das Leben dann noch bieten? Nichts – ausser einem ehrenvollen Tod fürs Vaterland an der Front. – Doch nun genug davon, sonst bist Du mir noch böse, dass ich Dir solch einen Brief schreibe. –
Mein Schlumpel, bei uns löst ein herrlicher Tag den anderen ab. Draussen beginnt es schon zu grünen + zu blühen. Auf meinem Schreibtisch stehen neben Deinen Alpenveilchen immer Blumen, Veilchen und Schlüsselblumen, und die Fenster sind den ganzen Tag weit offen. So wird es mit aller Macht Frühling. –
Von meinem vielen Dienst erzählt Dir ja täglich der Wehrmachtsbericht und über zu wenig Arbeit kann ich mich wirklich nicht beklagen. Im Gegenteil, ich habe noch soviel vor und komme nicht dazu. Weißt Du mein Herz, dienstlich geht es mir so gut wie nie zuvor. Endlich habe ich mir die Stellung erkämpft, die ich haben wollte. Stell Dir vor, bei Gefechtstätigkeit ist mein Platz nur noch neben dem Divisionskommandeur und was ich behaupte, nun das stimmt halt. Ich bin ja so glücklich darüber. Mit allen Offizieren stehe ich auf bestem Fusse, wenn ich auch allgemein als „Lügenlord“ bekannt bin. Jedenfalls habe ich jetzt das Bewusstsein, dass ich meinen Platz voll ausfülle und meine Pflicht erfülle. Und so soll es auch bleiben. Dodilein, dienstlich kann ich mich nicht mehr verbessern, es sei denn, ich werde mal Kompanie-Chef. –
Nun ist aber genug von mir! Jetzt bist Du an der Reihe. Mein Engelchen, wie geht es Dir, bist Du gesund, hast Du Sorgen? Warum bekomme ich denn gar keine Nachricht von Dir? Kannst Du garnicht mehr anrufen? Ruf doch mal Karlchen an, und sage ihn, wie es Dir geht, damit er mich mal benachrichtigen kann. Du, ich mache mir ernstliche Sorgen um Dich, mein Lieb. –
Und nun, Herzelchen, Mitternacht ist längst vorüber, geht es ins Bettchen. Ich sende Dir viele liebe Grüsse und bleibe mit einem ganz zärtlichen Gute-Nacht-Kuss
für ewig
Dein Wölfchen.

Du, ich hab’ Dich ja so lieb, meine kleine Frau –

 

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