Brief (Transkript)
Heinz Sartorio an seine Schwester am 17.3.1943 (3.2002.0827)
o.D.
Soldatischer Liebesbrief.
Liebesbrief Nr. 72/40 Ortsunterkunft 17.3.43 Betr.: Dort. Schreiben vom 10.8.43. Bezug: Innenleben.
Besondere Anordnungen für die Kriegszeit.
1. Allgemeines:
a) Liebling, entschuldige, wenn dieser Brief einen so amtlichen Eindruck macht. Lass Dich dadurch nicht verwirren.
b) Ich bin nämlich jetzt auf die Schreibstube kommandiert worden.
c) Dort sitzt ein sog. Spieß, der es nicht liebt, wenn man Privatbriefe in der Geschäftszeit verfertigt. Da aber die Geschäftszeit bei uns ebenso grenzenlos ist wie meine Liebe, darum habe ich mir etwas besonderes ausgedacht. (Vergl. Ziff. 2, a und b)
2. Besonderes
a) unser Spieß ist
aa) sehr mißtrauig bb) sehr kurzsichtig
Zu aa) Wegen seines Mißtrauens guckt er einem alle 5 Minuten
über die Schulter und überzeugt sich davon, ob man auch wirklich nicht an Fräulein Braut schreibt.
Zu bb) Wegen seiner Kurzsichtigkeit kann er aber nicht lesen
was man schreibt. Es genügt also, wenn der Brief äußerlich nach Amtsschimmel riecht. Innerlich mag er nach Veilchen duften.
b) Und so, heißgeliebte Erika, erklärt sich der Brief und die Aufmachung dieses Briefes. Liebe macht erfinderisch. Ein heißes Herz bricht sich auch im Paragraphengestrüpp Bahn.
3.3. Persönliches:
a) Erika, ich liebe Dich, und sowie der Krieg vorbei ist, werde ich im Sinne meines Schreibens Nr. 40/40 handeln.
b) Erika ich muss es manchmal wiederholen, dass ich Dich liebe.
c) Erika, ich wollte es just zum dritten Male wiederholen. Aber plötzlich und unerwartet trat der Spieß an mich heran Nun steht er hinter mir und guckt auf dieses Schreiben. Ich zittere doch ein wenig. Meine Kameraden, diese Banditen, die wohl wissen, dass ich an Dich schreibe, grinsen. Ich muss ein sachliches Gesicht machen. Ich glaube ich mache zunächst einmal i einmal einen Absatz.
d) Absätze sind nämlich immer gut, Hurra, er ist weg. Er ist sogar rausgegangen. Aber mir ist doch nicht mehr ganz wohl, Erika.
4. Schlussbemerkungen.
a) Wegen Unweilseins wird der Brief vorzeitig abgebrochen. Ich befürchte, Dir noch nicht gesagt zu haben, dass ich Dich liebe. Ich hole es hiermit nach.
b) In der Anlage gehen Dir aa) 100 Grüße
1000 Küsse zu.
Onkel Otto
Soldatischer Liebesbrief.
Liebesbrief Nr. 72/40 Ortsunterkunft 17.3.43 Betr.: Dort. Schreiben vom 10.8.43. Bezug: Innenleben.
Besondere Anordnungen für die Kriegszeit.
1. Allgemeines:
a) Liebling, entschuldige, wenn dieser Brief einen so amtlichen Eindruck macht. Lass Dich dadurch nicht verwirren.
b) Ich bin nämlich jetzt auf die Schreibstube kommandiert worden.
c) Dort sitzt ein sog. Spieß, der es nicht liebt, wenn man Privatbriefe in der Geschäftszeit verfertigt. Da aber die Geschäftszeit bei uns ebenso grenzenlos ist wie meine Liebe, darum habe ich mir etwas besonderes ausgedacht. (Vergl. Ziff. 2, a und b)
2. Besonderes
a) unser Spieß ist
aa) sehr mißtrauig bb) sehr kurzsichtig
Zu aa) Wegen seines Mißtrauens guckt er einem alle 5 Minuten
über die Schulter und überzeugt sich davon, ob man auch wirklich nicht an Fräulein Braut schreibt.
Zu bb) Wegen seiner Kurzsichtigkeit kann er aber nicht lesen
was man schreibt. Es genügt also, wenn der Brief äußerlich nach Amtsschimmel riecht. Innerlich mag er nach Veilchen duften.
b) Und so, heißgeliebte Erika, erklärt sich der Brief und die Aufmachung dieses Briefes. Liebe macht erfinderisch. Ein heißes Herz bricht sich auch im Paragraphengestrüpp Bahn.
3.3. Persönliches:
a) Erika, ich liebe Dich, und sowie der Krieg vorbei ist, werde ich im Sinne meines Schreibens Nr. 40/40 handeln.
b) Erika ich muss es manchmal wiederholen, dass ich Dich liebe.
c) Erika, ich wollte es just zum dritten Male wiederholen. Aber plötzlich und unerwartet trat der Spieß an mich heran Nun steht er hinter mir und guckt auf dieses Schreiben. Ich zittere doch ein wenig. Meine Kameraden, diese Banditen, die wohl wissen, dass ich an Dich schreibe, grinsen. Ich muss ein sachliches Gesicht machen. Ich glaube ich mache zunächst einmal i einmal einen Absatz.
d) Absätze sind nämlich immer gut, Hurra, er ist weg. Er ist sogar rausgegangen. Aber mir ist doch nicht mehr ganz wohl, Erika.
4. Schlussbemerkungen.
a) Wegen Unweilseins wird der Brief vorzeitig abgebrochen. Ich befürchte, Dir noch nicht gesagt zu haben, dass ich Dich liebe. Ich hole es hiermit nach.
b) In der Anlage gehen Dir aa) 100 Grüße
1000 Küsse zu.
Onkel Otto
Ansicht des Briefes
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