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Brief (Transkript)

Ludwig Kerstiens an seinen Vater am 21.9.1944 (3.2002.0822)

 

O.U. 21.9.44



Lieber Vater,

Wie lange braucht dieser Gruß bis zu euch? Muß ich heute schon viel, recht viel Glück und Segen wünschen zu Eurem Erinnerungstag? Ob ich es nun heute oder demnächst schreibe, es ist doch der immerwährende gleiche Wunsch. Wenn wir nicht so die Erinnerung hätten! Ohne sie müsste das Leben heute freudlos werden, wie ohne unseren Glauben hoffnungslos. In denselben strahlendblauen Spätsommerhimmel, der sich hier über Zerstörung, Grauen, Vernichtung, Moder, Verängstigung und Tod spannt, in den sich das Totenmal der Städte Flammen und Qualmwolken recken, in diesenselben Himmel haben wir so manches Mal unsere Sommer-, unsre Ferienfreuden gejauchzt. Er strahlt sie uns alle wieder, auf das es in unseren Herzen nicht dunkel werde!! Ein ganz breiter Lichtstrahl fällt auch immer wieder von unserem kleinen Bildchen in meine Seele, das nun in unserem „Herrenzimmer“ unter einem Blumenstrauß vor der rauen Welt geschützt mir das ganze Glück des heimatlichen Friedens entgegenstrahlt.
Komm o komm doch wieder, Du herrliche Zeit!
Heute morgen haben wir auf der B-Stelle die ersten Leichtverwundeten gehabt. Es ging auch heiß her! Ein Glück ist nur, dass wir eine feste Front haben. – Die 80 Zigaretten für Dänemark und die 50 RM kommen jetzt an! …. Sonst gibt es nichts Erzählenswertes. Bernd Döring ist zur Heeresnachrichtentruppe (ab Div. aufwärts) gekommen. Glück gehabt! Obwohl er es nichtsahnend bedauert. Mit den besten Grüßen an alle

Dein Ludwig

 

 



Ansicht des Briefes

 

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