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Brief (Transkript)

Ludwig Kerstiens an seinen Vater am 3.9.1943 (3.2002.0822)

 

Frankreich 3.9. [1943]




Lieber Vater.

Mächtige Kastanien, uralte Alleen, herrlicher Buchenwald, strahlende Morgensonne und ein verträumtes französisches Schloß im Kranz seiner Pachthöfe und Obstgärten, das Kikerikie der Hähne und die rufende Glocke der Schloßkapelle – das ist die Umgebung in der ich heute morgen aufgewacht bin. Als erstes nach ordentlicher Wäsche flatterten mir auf den Kaffeetisch Dein, Mutters und Ursulas Gruß, 6 Stunden nach unserer Ankunft! Du glaubst nicht, wie mich das gefreut hat! Nun weiß ich doch wenigstens, daß es Euch gut geht und das die Verbindung zwischen uns nicht abgerissen ist. Nun sitzt alles unter den Bäumen in der Sonne und schreibt. Das ist ein Bild! Ich bin ganz verliebt in diesen Morgen!
Mir geht es einfach blendend und die Stimmung ist allgemein ganz groß. Frankreich für Norwegen! Da ist der verhoffte Aufenthalt in Deutschland schnell vergessen. Die Fahrt war ein einziges großes Erleben; ich werde wieder Tagebuch darüber schreiben. Eins sei aber vorweggenommen: Dänemark, das Land wo wirklich Milch und Honig fließt – ohne Marken. Schlagsahne, bester Kuchen, Eier, Schinken, feinstes Obst sind nur ein kleiner Teil der Genüsse des einen Tages. Außerdem war Aarhus ein herrliches Städtchen. So haben wir in einer Woche 6 Länder gesehen, die jedes eine Welt für sich bilden. Dänemark und Holland stehen im ganzen weit an der Spitze, aber nichts geht über unsere Heimat, Westfalen. Sorge braucht Ihr Euch also nicht um nicht zu machen. Du kannst Dir vielleicht denken, wie gespannt wir die Richtung verfolgten, als wir aus Holstein kamen. Wir wußten und wissen keine Spur, wohin es geht. Auf jeden Fall dahin, wo für Euch kein Grund zur Sorge ist.
Nun für diesmal alles Gute, bis wir unsere Heimat erreicht haben. Herzlichen Gruß
Dein Ludwig

 

 



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