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Brief (Transkript)

Heino Hauschild an seine Eltern am 20.11.1942 (3.2002.7250)

 

O.U., d. 20. XI. 42



Meine lieben Eltern!

Ich sitze momentan bei trübem Licht in einer alten Kaserne, wo wir für 1 – 2 Tage Quartier bezogen haben. Wir wurden ganz plötzlich versetzt, und daher konnte ich nicht eher schreiben. So ist auch meine erste Bitte, daß Ihr Euch unter keinen Umständen sorgen macht. Am 17. fuhren wir dann über Antwerpen, Brüssel, Arras, Paris, Orleans, Tours, Poitiers bis kurz vor Bordeaux. Es ging dann wieder ein Stück zurück und jetzt liegen wir in einem Ort in der Nähe von Poitiers. Wie gesagt nur 1 – 2 Tage, dann geht es weiter in ein südliches Land, wo der Himmel noch blau ist. (?!) Jetzt gehören wir nicht mehr zur „Germania“ sondern zu einer Totenkopfdivision. Unser Regimentschef heißt Oberführer Ritterkreuzträger Simon. Gegen wen wir und wo wir eingesetzt werden, könnt Ihr Euch wohl denken, denn die Zweite Front muß schnellstens ausgeschaltet werden. Der ersten Bitte schließt sich eine weitere an: Benachrichtigt bitte meine Brüder, Verwandten und Grevesmühl, da ich in erster Zeit doch nicht zum Schreiben komme.
Meine Feldpostnummer ist 31256 A.
Meinen Geburtstag werde ich wohl in aller Stille feiern, denn Post wird es für einige Wochen noch nicht geben. Aber eine Freude habe ich doch: Ich bin nicht in Rußland. Lieber unter dem Tropenhelm schwitzen, als in meterhohem Schnee frieren. Aber davon später mehr. Gesundheitlich geht es mir auch gut, und das ist wohl die Hauptsache.
Pappa hatte ganz recht, als er nach meiner Fotografie zu urteilen schrieb, „was kostet die Welt!“ Belgien und Frankreich haben mich schwer enttäuscht. So dreckige und speckige Städte wie z. B. Antwerpen gibt es nur einmal.
So, meine Lieben, im Gedanken bin ich immer bei Euch, wenn auch die Zeit für ein Wiedersehen noch nicht ist. Aber ich weiß, daß Ihr an meinem Geburtstag auf mein Wohl anstoßt.
So grüßt bitte meine Brüder, Verwandten und Bekannten und grüße und küsse Euch
Euer dankbarer Heino

 

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