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Brief (Transkript)

R. B. an seinen Bruder am 11.7.1941 (3.2002.7227)

 

Im Felde, d.11. Juli 1941



Lieber Friedrich!

Im fernen Osten, einige Kilometer vor der Beressina haben wir nach einer kleinen,
morgendlichen Arbeit einen Ruhetag. Gestern hieß es: „Morgen gibt es einen Freitag, doch daß dieser Freitag auch wirklich ein Freitag nämlich eine Marschpause werde sollte, wollte mir da noch nicht so recht einleuchten. Nun aber liege ich in der Turnhose im Grase auf dem Bauche und schreibe zum ersten Mal seit einiger Zeit etwas ausführlicher. Das Moskitonetz ist mir immer über Kopf u Hals geworfen, denn auch in der Sonne belästigen die Mücken die armen Landser. Heute Nacht, während der Wache war es fast unerträglich mit den Biestern. Unser programmmäßiger Marschtag läuft etwa wie folgt ab. Wecken zwischen 2.00 u 5.00. Kurz darauf aufsitzen auf unsere Kampfräder, ich habe ein Viktoriarad u. bin damit wohl zufrieden.
Als Vorausabteilung eines Regiments bauen wir hier u da wo es Not tut Brücken u. Übergänge auf.
Bei der Einkesselung bei Bialistock waren wir infantristisch eingesetzt. Du kannst Dir vielleicht denken, daß es keine leichte Aufgabe war, bei den Durchbruchsversuchen der Russen standzuhalten. Jetzt bei den Märschen sind es versprengte Teile der russischen Armee mit denen wir es hauptsächlich in den großen Wäldern zu tun haben. Abends, nach Erreichen des Tagesziels, wird alltäglich das Zigeunerlager bezogen, zwischen den Zelten schmort u brodelt es in vielen Töpfen u Pfannen. Hühner, Eier Kartoffeln u Schinken, alles organisierte Sachen. – So schlägt man sich durch.
In alter Frische R.

 

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