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Brief (Transkript)

R. B. an seine Eltern am 22.5.1941 (3.2002.7227)

 

Im Osten, d. 22. Mai 1941



Meine Lieben!

Ihr müßt schon mal entschuldigen, daß ich einige Zeit nichts von mir hören ließ; doch Ihr müßt verstehen so eine kleine Quartierwechslung von gut 100 km bringt natürlich auch die emsigste Feder ins Stocken. Jetzt sind wir wieder voll eingerichtet, liegen wieder in Baracken u. zwar ziemlich dicht neben einander. Sonst ist die Unterkunft zufrieden stellend. Man schickt sich hier schnell in alles. Wir sind hier als Bautrupp eingesetzt u sind eifrig damit bemüht, den Polen die teilweise grundlosen Feldwege mit Ziegelsteinen von zerstörten Bauten auszubessern. Dies ist bei der augenblicklich herrlichen Witterung eine schöne ruhige Sache. Unsere Aufgabe ist ausschließlich Beladen von Panjewagen, die nur annähernd 100 St. Steine laden. In der Zeit bis zur Wiederkunft der Wägelchen können wir uns dann herrlich sonnen. Vor unserer Baracke haben unsere Tischler Tische u Bänke aus Birkenstämmen gebaut, da läßt sich schön schreiben unter den Bäumen des Gutsgartens. Von einer kleinen Höhe am Rande des Dorfes, dessen Höfe an einer schnurgeraden Straße liegen, kann man die Bug, den Grenzfluß sehen. Mir geht’s gut, ich zehre noch an der Speckportion, die mir bestimmt gut Dienste leistete. Für Turnhose u Brief meinen herzlichen Dank. Euch allen herzliche Grüße u Friedel, wenn er noch nicht wieder ganz frisch sein sollte, gut Besserung. Wenn es bei Euch auch so sonnig ist wie hier, da wird’s wohl bald wieder besser.
Euer R.

 

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